14. Januar 2021 

Erhöhte Sturzgefahr durch Winteranfang und Lockdown

Die Unfallchirurgie der Paracelsus-Klinik verzeichnet Zunahme von Knochenbrüchen

Die Chirurgen der unfallchirurgischen Abteilung der Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck machen sich durch den Wintereinbruch auf vermehrte Knochenbrüche gefasst. Mit den ersten Schneefällen und sinkenden Temperaturen bilden Schnee und Eis einen rutschigen Untergrund und das führt zu einer erhöhten Anzahl von Sturzunfällen. Chefarzt Dr. Frank Storl, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Paracelsus-Klinik, weiß, wovon er spricht: „Wir haben jedes Jahr mit Einbruch des Winters eine erhöhte Zahl an Patienten, die mit teils schweren Brüchen eingeliefert werden. Der klassische Fall: Man rutscht aus und versucht sich noch mit der Hand abzustützen – ein gebrochenes Handgelenk oder ein Bruch des Oberarmes sind die Folge. Nicht umsonst ist der Handgelenksbruch beim Erwachsenen die häufigste Fraktur. Allerdings ist aufgrund der besonderen Situation in diesem Jahr – mit wochenlangem Lockdown – die Anzahl der beim Wintersport verunfallten Personen niedriger als in den vergangenen Jahren.“

Haushaltsunfälle im wochenlangen Lockdown

Dafür beobachtet der Orthopäde und Unfallchirurg einen Anstieg der häuslichen Unfälle: „Die Menschen müssen durch die äußeren Umstände mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. Weil man sich im eigenen Zuhause so gut auszukennen glaubt“, so Chefarzt Dr. Storl, „sinkt das Risikobewusstsein. Kurz gesagt: Statt auf die sichere Leiter, steigt man mal eben auf den wackeligen Schemel – und kommt dann zuerst kurz ins Straucheln und danach unter Umständen für lange Zeit ins Krankenhaus.“

Die häufigste Unfallursache im Haushalt sind Stürze. Nicht selten wird beim nächtlichen Toilettengang kein Licht angeschaltet, außerdem machen steile Treppen, wacklige Stühle und rutschige Böden Männern und Frauen gleichermaßen zu schaffen. Die klassische Hausarbeit führt hierbei in der Unfallstatistik. Etwa 400.000 Unfälle pro Jahr werden verzeichnet – und dabei sind zu 70 Prozent Frauen betroffen. Ganz anders ist die Verteilung beim Heimwerken. An den rund 250.000 Heimwerkerunfällen sind zu 87 Prozent Männer als Opfer erfasst.

Besonders für ältere Menschen endet ein Sturz oft mit mehr als nur blauen Flecken. Komplizierte Brüche, lange Krankenhausaufenthalte und eine Reha-Behandlung sind oft die Folge. „Ein Oberschenkelhalsbruch ist bei einem jungen Menschen seltener und auch schneller zu kurieren. Bei älteren Menschen ist eine solche Verletzung mitunter lebensgefährlich“, erklärt Chefarzt Dr. Storl. Viele ältere Menschen sind inzwischen mit Kunstgelenken versorgt. Bei Stürzen kommt es oft zu sehr komplizierten Brüchen, was nicht selten den Wechsel der künstlichen Gelenke zur Folge hat. Die Unfallchirurgie der Klinik ist erste Anlaufstelle für die Menschen im Oberen Vogtland aber auch darüber hinaus, wenn es um Verletzungen des Skelett- und Bewegungsapparates geht. Insbesondere bei hüftgelenksnahen Brüchen geht es oft um Zeit – eine möglichst zeitnahe Operation kann Folgeschäden vermeiden helfen. Die Notfallaufnahmen der Paracelsus-Klinik in Adorf und Schöneck sind deshalb rund um die Uhr besetzt. 

Wenn irgend möglich, behandelt das Unfallchirurgenteam minimalinvasiv, also ohne große Operationsschnitte. Sollte nach einem Sturz ein Gelenk nicht wiederhergestellt werden können, wird dieses ggfs. durch ein Künstliches ersetzt. So genannte Endoprothesen gibt es für Schulter-, und Ellenbogen, für Hüft- und auch Kniegelenke. Wenn ein längerer stationärer Aufenthalt mit anschließender Reha notwendig ist, sorgt das strukturierte Entlassmanagement der Klinik für einen reibungslosen Übergang. 

Unfälle vermeiden      
Gutes Schuhwerk und erhöhte Vorsicht sind schon mal Voraussetzung, um Stürze zu vermeiden. Insbesondere älteren Menschen rät Dr. Storl: “Lassen Sie sich bei widrigem Wetter Erledigungen abnehmen. Wenn Familienangehörige nicht zur Verfügung stehen, helfen soziale Dienste. Wir empfehlen bei Schnee und Eis die Nutzung von sog. Nordic-Walking-Stöcken oder auch von Gehstützen mit speziellen Eiskrallen. Eine gewisse Eitelkeit – wie wir es nicht selten hören – sollte hier in den Hintergrund treten.“ Auch das Licht sollte man selbst bei kurzen Wegen in der Nacht zu Hause anschalten bzw. entsprechende Bewegungsmelder/Nachtlichter installieren lassen. So kann das Sturzrisiko minimiert werden. Vorbeugend empfiehlt der Mediziner darüber hinaus, Muskulatur und Balance zu trainieren. Auch die Anschaffung eines Piepers, Hausnotrufsystems oder Handys kann sinnvoll sein, falls man zu Hause stürzt und Hilfe holen muss.