10. Januar 2023 

Paracelsus Klinik Bad Ems plant den Klinikbetrieb einzustellen

Die Paracelsus Klinik Bad Ems plant ihren Klinikbetrieb einzustellen. Die Schließung betrifft die stationäre Patientenversorgung, die MVZ-Praxen und die Notaufnahme. Die unter dem Dach der Klinik angegliederten Praxen für Innere Medizin, Urologie, für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Zahnheilkunde sind von der Schließung nicht betroffen und setzen den Praxisbetrieb fort. Auch das Ambulante Therapiezentrum Nassau wird weiterhin sämtliche Leistungen anbieten. 

Entsprechend der aktuellen Planung und vorbehaltlich der Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen, den Krankenkassen und dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit wird die endgültige Schließung bis zum 30.06.2023 erfolgen. Betroffen von der Schließung sind knapp 270 Beschäftigte. Die Belegschaft wurde am heutigen Dienstag über die Schließung informiert.

Leistungseinschränkungen aufgrund eines eklatanten Fachkräftemangels

Schon seit geraumer Zeit befand sich die Paracelsus Klinik Bad Ems in einer schwierigen Lage. Dringlichstes Problem seit vielen Jahren und zuletzt durch demografischen Wandel und Corona-Krise weiter verschärft, war ein anhaltender Fachkräftemangel, der in den letzten Monaten den Krankenhausbetrieb zunehmend erschwerte. Immer wieder kam es aufgrund von Personalmangel und hohem Krankenstand zu Abmeldungen der Notaufnahme oder einzelner Abteilungen. „Der Gesetzgeber schreibt Mindestmengen beim Personal vor. Im Sinne einer guten Krankenversorgung ist dies auch unbedingt notwendig. Da der Standort Bad Ems seit längerem unter einem eklatanten Fachkräftemangel leidet, waren wir immer wieder gezwungen, einzelne Leistungsbereiche vorübergehend einzuschränken. Wir sind verantwortlich für einen ordnungsgemäßen Betrieb der Klinik. Dies war seit geraumer Zeit immer wieder nur eingeschränkt oder unter allergrößter Belastung der gesamten Belegschaft möglich. Auf Dauer ist eine solche Belastung weder personell noch betriebswirtschaftlich tragbar “, erklärt Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung Tomislav Gmajnic. 

Bereits zum Jahresende 2021 hatte die Klinik mit erheblichen Verlusten abgeschnitten, die Klinik ächzte massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie. Schon in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie stand die Klinik unter erheblichem Druck. Und auch die Prognosen für 2022 mussten immer wieder nach unten korrigiert werden. Denn auch ein striktes Kostenmanagement in den vergangenen Monaten konnte die schwache Leistungsentwicklung der Klinik nicht im notwendigen Umfang ausgleichen. Erhebliche aber notwendige Investitionen in Medizintechnik und Gebäude hätten auf unabsehbare Zeit verschoben werden müssen – zulasten einer guten Patientenversorgung. „Die Klinik hat sich nach der Pandemie nicht in der Weise erholen können, wie das im Interesse einer langfristigen Stabilität notwendig gewesen wäre. Davor konnten wir die Augen nicht länger verschließen“, macht Gmajnic deutlich. 

Alternativen für einen Weiterbetrieb wurden intensiv geprüft

Bereits in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie hatten sich die Verantwortlichen bei Paracelsus für eine Kooperation mit anderen Krankenhausträgern der Region bis hin zum Verkauf der Klinik offen gezeigt.

Gespräche mit anderen Krankenhausträgern in der Region über eine mögliche Zusammenarbeit, Übernahme oder Portfolio-Aufteilungen verliefen jedoch im Ergebnis erfolglos. „Die Schließung einer Klinik ist ein vehementer Schritt, den wir uns nicht leicht gemacht haben. Wir haben über einen langen Zeitraum intensiv nach Alternativen gesucht und bis zum Schluss an einem veränderten medizinischen Konzept gearbeitet, um unserer Verantwortung als Krankenhausbetreiber in der Region weiter gerecht werden zu können. Zu einem verantwortungsvollen Handeln gehört es jedoch auch, notwendige Entscheidungen zu fällen, mögen sie noch so hart sein. Unser Dank gilt der gesamten Belegschaft und der Klinikleitung vor Ort, die trotz der schweren Rahmenbedingungen jeden Tag einen tollen Job gemacht haben und die uns anvertrauten Patienten bestens versorgt haben“, so Gmajnic.

Die Paracelsus Geschäftsführung begleitet die Entwicklung mit großem Bedauern. „Die Schließung einer Klinik ist immer ein unglaublich schmerzhafter Prozess und löst in der Bevölkerung verständlicherweise Sorgen um eine lückenlose medizinische Versorgung in der Region aus. Gleichwohl sind wir gemeinsam mit den Verantwortlichen des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit davon überzeugt, dass die medizinische Versorgung in der Gesundheitsregion Bad Ems durch die umliegenden Krankenhäuser und Einrichtungen weiter gewährleistet ist. Die bedarfsgerechte Versorgung ist gesichert“, bekräftigt Geschäftsführer Tomislav Gmajnic. Arbeitnehmervertreter und Klinikmanagement nehmen nun Gespräche über einen Sozialplan auf.