1. Juli 2021 

Spielsucht: Gefährlich und oft verharmlost

  • Neuer Glücksspielstaatsvertrag am 1. Juli 2021 in Kraft getreten
  • Suchtexperten bei Paracelsus kritisieren die Legalisierung
  • Therapieangebot bei Spielsucht am Reha-Standort Bad Essen

Spielsucht ist eine weit verbreitete und oft auch unterschätzte Erkrankung. Die Paracelsus Wittekindklinik in Bad Essen hat sich auf die Behandlung von pathologischem Glücksspiel spezialisiert. Den am 1. Juli 2021 in Kraft getretene neue Glücksspielstaatsvertrag kritisieren die Suchtmediziner bei Paracelsus deshalb heftig. Sie warnen jedoch vor niedrigschwelligen Online-Angeboten, die unter Umständen Spielsucht befördern. „Online-Spiele bringen nicht nur die Gefahr der Spielsucht für Tausende von Nutzern mit sich, sondern gefährden auch Patienten, die den Ausstieg gerade erst mühsam geschafft haben”, warnt Dr. Peter Subkowski, Ärztlicher Direktor der Paracelsus Wittekindklinik und Paracelsus Berghofklinik in Bad Essen.

Spielen ist Grundbedürfnis

Spielen macht Spaß – es fördert Teamfähigkeit und Kreativität. Es hilft, gemeinsame Regeln aufzustellen und Entscheidungen zu treffen. Oft lässt es uns die Zeit vergessen und in Phantasiewelten eintauchen. Spielen ist so alt wie die Menschheit. Mal geht es um Nervenkitzel, mal um das Gewinnen von Geld, und oft dient es einfach nur der Entspannung. In der Kindheit gehört Spielen im Grunde zu unseren elementaren Grunderfahrungen und Bedürfnissen. Was soll nun am Glücksspiel gefährlich sein und wann sprechen wir von einerSpielsucht?

Es gibt Spiele, bei denen es um das Gewinnen von Geld geht: Glücksspiele. Der Reiz eines Geldgewinns macht Glücksspiele so spannend und interessant. Für die meisten Menschen ist auch das Glücksspielen das, was es sein sollte – ein harmloses Freizeitvergnügen.

Ab wann beginnt die Spielsucht?

Die ersten Gewinne – egal, ob kleine oder größere Geldbeträge – werden oft als persönlicher Erfolg gewertet. Schnell wird das Glück im Spiel mit der eigenen Leistungsfähigkeit gleichgesetzt. Das schöne Gefühl, z. B. den Automaten überlistet zu haben, verführt zu immer höheren Einsätzen und zu dem Trugschluss, dass es auch beim nächsten Mal funktionieren könnte. Scheinbar ist alles noch unter Kontrolle. Das anfänglich moderate Freizeit-Zocken entwickelt sich zu regelmäßigen Besuchen in der Spielhalle. Die Spirale in die Spielsucht fängt an sich zu drehen.

Bestimmt das Spielen um Geld, das Hoffen auf den großen Gewinn letztendlich den Alltag, hat das erhebliche Konsequenzen für die eigene Gesundheit, die Lebens- und Erlebensqualität, die sozialen Beziehungen und die existentielle Grundlage. Trotz tiefgreifender Nachteile können Betroffene mit dem Glücksspielen nicht mehr aufhören.

Krankhaft Spielende versprechen sich selbst und ihrem Umfeld immer wieder, das Glücksspiel zu beenden und ihre Spielsucht im Griff zu haben. Das Scheitern führt zu Selbstverachtung und Verzweiflung. Die Abwärtsspirale dreht sich unaufhörlich weiter – mit oft verheerenden beruflichen, privaten und finanziellen Folgen.

Therapieangebot bei Spielsucht in Bad Essen

Betroffenen bietet die Paracelsus Wittekindklinik in Bad Essen ein spezifisches stationäres Behandlungssetting an, um gezielt bei einer bestehenden Glücksspielsucht einzugreifen. Die Klinik gehört zu den wenigen stationären Einrichtungen hierzulande, die ein solch spezialisiertes Behandlungskonzept für das Krankheitsbild Glücksspielsucht anbietet. Die Diagnosestellung erfolgt durch einen Arzt oder durch eine örtliche Suchtberatungsstelle, in der anonym und kostenfrei Beratungsgespräche in Anspruch genommen werden können. In der Therapiegruppe „Glücksspiel- und Mediensucht“ unterstützt das Therapeutenteam die Patienten auf ihrem Weg zu einer dauerhaften Glücksspielabstinenz.

Das Therapiekonzept ist eingebettet in das allgemeine Therapieangebot der Klinik bestehend aus Gruppen- und Einzeltherapie, medizinischer Betreuung, Kunst-, Kreativ- und Arbeitstherapie, Sport- und Bewegungstherapie sowie sozialarbeiterischer Betreuung. Zudem gibt es spezielle themenzentrierte Indikativgruppen.

Insbesondere der geschützte Rahmen verhilft den Patientinnen und Patienten, auf das Glücksspielen zu verzichten und innerlich Abstand zu gewinnen. Der belastende Alltag rückt für eine Zeit in den Hintergrund und die eigene Gesundheit steht im Mittelpunkt. Die Therapie kann helfen, sich der Hintergründe des Suchtverhaltens bewusster zu werden und Ideen oder Strategien zu entwickeln, um sich allmählich davon zu lösen.

Eine stationäre Behandlung bei einer Pathologischen Glücksspielsucht dauert mindestens 5 Wochen.