3. Mai 2023 

Ein Klinik-Herz für Hunde

An der Paracelsus Wiehengebirgsklinik in Bad Essen dürfen Patienten und Beschäftigte ihren Hund in die Reha mitbringen / Klare Regeln im Klinikbetrieb sorgen für ein problemloses Miteinander von Mensch und tierischem Begleiter.

Bad Essen,03.05.2023. Der Hund ist der beste Freund des Menschen, sagt das Sprichwort. Manchmal jedoch wird seine Haltung zur Herausforderung. Insbesondere dann, wenn Herrchen oder Frauchen sich um „Bella” und „Balou” nicht kümmern können – sei es aus Krankheits- oder aus beruflichen Gründen. Für beide Fälle hat man an der Paracelsus Wiehengebirgsklinik Bad Essen eine Lösung gefunden. Bereits seit einigen Jahren dürfen Patientinnen und Patienten der Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen auf Anfrage ihre Hunde in die Reha mitbringen. „Der Aufenthalt zur Entwöhnungsbehandlung bei uns dauert oft mehrere Wochen oder Monate. Da kann es ein Problem sein, eine passende Langzeitbetreuung für das Tier zu finden”, erklärt Marvin Drosten, Leitender Psychologe der Klinik. „Wir haben darum eigens auf unserem Klinikgelände eine Unterbringungsmöglichkeit für vier Begleithunde geschaffen mit einem kleinen Auslauf. So schaffen wir oft für Betroffene überhaupt erst die Möglichkeit, an einer Therapie teilzunehmen.”

Kontakt mit dem Vierbeiner

Was der Situation besonders entgegenkommt, ist die ländliche Lage der Klinik, die in der Natur großzügige Möglichkeiten zum Wandern für zwei Beine und vier Pfoten bietet. Die Patientinnen und Patienten kümmern sich selbstständig um ihre Tiere und versorgen sie. Auch wenn die Vierbeiner aus medizinischen und hygienischen Gründen nicht mit in die Klinik, aufs Zimmer oder zur Therapie dürfen, so gibt es doch oft Gelegenheit, die Hunde zu sehen und sich mit ihnen zu beschäftigen. „Das hat durchaus auch einen therapeutischen Vorteil”, erklärt der psychologische Psychotherapeut Marvin Drosten. „Der Kontakt zum Hund schafft eine feste Tagesstruktur. Er fördert Kommunikation und Wahrnehmung, sorgt für soziale Kontakte und motiviert zur Bewegung. Und natürlich bringt so ein Tier auch viel Lebensfreude in den Klinik-Alltag.” Dass mann in Bad Essen seinen Hund in die Reha mitbringen darf, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Immer häufiger wird die Klinik gerade deshalb empfohlen und von Zuweisern angefragt. Im Rahmen ihres gesetzlichen Wunsch- und Wahlrechts bei der Auswahl der Reha-Klinik können Patientinnen und Patienten explizit die Paracelsus Wiehengebirgsklinik als Einrichtung ihrer Wahl angeben.

Pilotprojekt „Bring your dog” für Beschäftigte

Welche Vorteile der „tierische Besuch” in der Klinik hat, wissen auch die Beschäftigten. Vor drei Monaten hat die Klinik mit Unterstützung von Hundeliebhaber und Chefarzt Dr. med. univ. Christoph Bätje darum das Pilotprojekt „Bring your dog” gestartet. Dabei wurde getestet, ob Klinikbeschäftigte ihre Hunde für den Arbeitstag ins Büro mitbringen können. „Wir wollen damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hunde haben, bei der Betreuung entlasten”, erklärt Marvin Drosten, der selbst auch Hundebesitzer ist. Darüber hinaus hoffen wir natürlich, als Arbeitgeber für hundeliebende Fachkräfte interessanter zu werden.” Ohne klare Regeln geht es aber auch hier nicht. So muss in jedem einzelnen Fall entschieden werden, ob der Hund tatsächlich für einen Aufenthalt im Büro geeignet ist. Denn es darf nicht zu (Ruhe-) Störungen des Klinikablaufs oder der Patientinnen und Patienten kommen. Und einige Bereiche der Klinik sind für Hunde aus Hygienegründen absolut tabu. „Wir hatten in den letzten Monaten drei Bürohunde mehr oder weniger regelmäßig hier und haben damit ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht”, berichtet Marvin Drosten. „Jetzt wollen wir bald ein Resümee ziehen und dann entscheiden, wie es weitergeht. Ich bin aber sehr zuversichtlich.” Allein die Anwesenheit des Hundes, so der Leitende Psychologe, sorge schon für eine angenehme und ruhige Atmosphäre im Büro, oft aber auch im Patientenkontakt. Ob es darüber hinaus in der Paracelsus Wiehengebirgsklinik auch einmal feste Therapiehunde geben wird, ist bisher nicht entschieden. Bisher gehören nur zwei Tiere zur Stammbelegschaft des Hauses. Und die haben sich das selbst ausgesucht, denn es sind – die beiden Katzen „Zorah“ und „Zorro“.