Psychologische Leitung der Paracelsus Klinik Scheidegg
14. März 2023 

Fastenzeit: Warum uns Verzicht guttut

Wer auf etwas verzichtet, gewinnt neue Erfahrungen. Claudia Körper, Leiterin der Psychologischen Abteilung der Paracelsus Klinik Scheidegg erklärt, dass Verzicht nicht unbedingt Verlust bedeutet.

In der Fastenzeit verzichten viele auf etwas. Auf etwas zu verzichten, empfindet man häufig auf den ersten Blick als Verlust oder zumindest als ein Weniger. Zudem ist dieser Verlust auch noch mit Unwohlsein verbunden. Man muss aushalten, dass etwas in uns nach Schokolade schreit und wir aber diesem Etwas nur eine Möhre zur Verfügung stellen.

Nichts Süßes, kein Alkohol, kein Kaffee. Wer verzichtet, muss das in der Fastenzeit einige Wochen durchhalten. Doch inzwischen weiß man, dass das Fasten eine wichtige Entgiftung für den Körper bedeutet. Das hilft vielen, die Fastenzeit und den Verzicht auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel von Aschermittwoch bis Ostern erfolgreich zu meistern.

Warum uns in der Fastenzeit Verzicht guttut, beinhaltet auch andere Aspekte, auf die Claudia Körper, Leiterin der Psychologischen Abteilung der Paracelsus Klinik Scheidegg hinweisen möchte: Denn wie ist das mit dem Fasten in einem allgemeineren Sinn, also im Sinn von „bewusst verzichten“?

Claudia Körper regt an, auch an andere Dinge zu denken: „Man könnte auch mal auf den Fernseher verzichten oder auf Handy– und Internetstunden. Es ist auch interessant in sich zu gehen und zu überlegen, wie viel Zeit man täglich damit verbringt“, erklärt Körper. In der Tat könnte man mit diesem Verzicht viel Zeit gewinnen, um z.B. die Eltern oder einen Freund/eine Freundin zu besuchen, ein neues Hobby anzufangen, ein gutes Buch zu lesen usw. Man könnte die Dinge in Ruhe tun, man hätte auch mehr Zeit für sich selbst. Kurzum, man könnte Ruhe gewinnen.

Es gibt noch anderes, auf das man in der Fastenzeit verzichten kann. So könnte man auch auf ein bisschen Konsum verzichten. Brauche ich tatsächlich eine neue Hose? Ist die Osterdeko vom letzten Jahr nicht noch schön genug? Am Ende würde man dann vielleicht merken, dass man gar nicht so viel braucht. Daraus würde auf jeden Fall mehr innere Freiheit entstehen.

„Egal für welchen Verzicht man sich entscheidet. Auf jeden Fall bedeutet Verzicht immer auch ein Gewinn von neuen Erfahrungen. Das lohnt sich immer“, erläutert Claudia Körper. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, fällt die verbleibende Zeit bis Ostern mit dem Verzichten durchzuhalten vielleicht gar nicht mehr so schwer. Und vielleicht ermuntert es den einen oder anderen noch kurzfristig ins Verzichten bis Ostern einzusteigen.