6. April 2022 

Vieles spricht für stationäre Reha

Eine Reha hilft Krebspatienten, Kraft für ihren Alltag und ihren Beruf zu tanken sowie psychische Stabilität zu erlangen.

Gerade Mütter schrecken vor einer mehrwöchigen, stationären Reha zurück, weil sie Partner und Familie nicht im Stich lassen wollen. Doch gerade die stationäre Reha bietet Krebspatienten enorme Vorteile. Darauf macht die Paracelsus Klinik Scheidegg zum Weltgesundheitstag am 7. April aufmerksam. Die Klinik entwickelte außerdem für krebskranke Mütter und/oder Väter ein spezielles Therapiekonzept. Dabei erhält das Kind, das selbst erkrankt oder durch die Erkrankung des Elternteils sehr belastet ist, gleichzeitig und am selben Ort eine eigene Reha.

Die Diagnose Krebs ist ein einschneidendes Erlebnis, das sowohl den betroffenen Patienten als auch seine Angehörigen und Freunde extrem belastet. Die Tumortherapie, bestehend aus Operation, Chemo- und/oder Strahlentherapie dauert meist mehrere Monate. Danach soll es dann zu einer stationären Reha gehen. Doch gerade Frauen, die Familie haben, sehen häufig von einem längeren Aufenthalt in einer Reha-Klinik ab. Sie wollen die Familie mit der Reha bedingten Abwesenheit nicht noch mehr belasten. Dabei ist eine stationäre Reha für alle, speziell aber für Frauen mit Kindern, sehr wichtig. Das zeigen die Erfahrungen der Paracelsus Klinik Scheidegg, einer der größten Nachsorgekliniken für Brustkrebs in Deutschland.

Im Vergleich zur ambulant durchgeführten Reha bietet eine stationäre Nachsorge einige Vorteile. Durch die Erkrankung ist der Patient plötzlich mit einer völlig neuen Lebenssituation konfrontiert. Schon die Erkrankung selbst ist sehr belastend. Aber auch die durch Operation und anschließender Tumortherapie bedingten körperlichen Veränderungen und Funktionseinschränkungen. Ganz zu schweigen von den Gefühlen und Ängsten, mit denen der Patient plötzlich klarkommen muss.

Neuorientierung braucht Abstand von daheim

Eine stationäre Reha unterstützt die Patienten bei der dringend notwendigen Neuorientierung sowie beim Verlassen eingefahrener Denk- und Verhaltensmuster. Auch wenn wir Veränderungen meist nicht leiden können, sind sie dennoch wichtig, um im Leben voranzukommen. Sich selbst und seine Bedürfnisse wirklich kennenzulernen, geht jedoch nur mit Abstand von zu Hause. Denn zu Hause ist man in seinen alten Rollen und Aufgaben verankert. Man hat keine Zeit und auch keine Möglichkeit, sich auf die neue Situation, die sich aus der Erkrankung ergibt, einzulassen. Eine fremde Umgebung, wo mich keiner kennt, wie ich vor der Erkrankung war, hilft enorm, die eigenen Veränderungen zu akzeptieren und neue Verhaltensweisen einzuüben.

So ein Orientierungsprozess braucht jedoch Zeit und Ruhe. Die hat man in der Regel zu Hause nicht. Bei einer stationären Reha kann man sich voll und ganz auf sich und die eigene Erholung konzentrieren. Damit man wieder stark für die Alltagsaufgaben zu Hause wird. Es gibt keine alltäglichen Pflichten wie Einkaufen oder Kochen. Auch soziale Verpflichtungen stehen im Hintergrund. Bei einer ambulanten Reha zerreißt man sich häufig zwischen den Pflichten zu Hause und den Nachsorgemaßnahmen. Das kann sehr stressig sein. Auf beides kann man sich nicht wirklich richtig einlassen.

„Eine Reha braucht volle Aufmerksamkeit, damit sie die gesetzten Ziele erreichen kann“, erklärt Dr. Thomas Bingger, Chefarzt der Paracelsus Klinik Scheidegg. Sein Kollege Dr. Wolfgang Bair fügt hinzu: „Nur mit einem stationären Aufenthalt kann man sich völlig auf sich selbst konzentrieren. Das wiederum trägt auch zur wohlverdienten Erholung bei“.

Austausch mit Gleichgesinnten

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen ist bei einer stationären Reha gegeben. Das ist ein wichtiger Punkt. Zu Hause fühlt man sich mit seiner Krebserkrankung meist alleine. Familie und Freunde können häufig nicht nachvollziehen, welche Gefühle und Schwierigkeiten so eine Erkrankung mit sich bringt. Krebspatienten fühlen sich daher oft nicht richtig verstanden. Auch für Angehörige und Freunde ist die Situation schwierig. Wie verhält man sich gegenüber einem Krebspatienten? Soll man über die Krankheit sprechen? Was erwartet der Betroffene von mir? Da viele mit dieser Situation nicht gut umgehen können, ziehen sie sich lieber zurück.

Genau das Gegenteil finden Tumorpatienten während einer stationären Reha vor. Sie treffen auf Gleichgesinnte, mit denen sie sich beim Essen, vor und nach den Therapien sowie in der Freizeit austauschen können. An den Wochenenden unternehmen sie gemeinsam etwas, machen z.B. Ausflüge in die Umgebung der Reha-Klinik. Dabei steht das Thema Krebs nicht im Mittelpunkt. Man lacht gemeinsam, hat Spaß am Leben. Das tut Geist und Seele gut. Häufig entstehen aus diesen Reha-Bekanntschaften lange Freundschaften. Man bleibt auch nach der Reha in Kontakt, tauscht sich weiter aus und macht sich gegenseitig Mut.

Spezialisierte Therapieangebote

Ein weiterer Vorteil einer stationären Reha ist das breit gefächerte und spezialisierte Therapieangebot. Zusätzlich zu ihrem Therapieprogramm bieten viele Reha-Kliniken auch spezielle Konzepte an. Die moderne Tumortherapie ist leider häufig mit einigen Nebenwirkungen verbunden, wie Fatigue oder Polyneuropathie. Auch die Paracelsus Klinik Scheidegg hat dafür spezielle Programme und bietet darüber hinaus noch weitere Konzepte an.

Auch für die medizinische und pflegerische Betreuung ist 24 Stunden am Tag gesorgt. Auf Probleme und Beschwerden kann schnell reagiert werden. Zu Hause muss man meist Wochen oder Monate warten, bis man einen Arzttermin oder einen Termin für Krankengymnastik bekommt. Noch schlimmer ist die Situation, wenn man einen Platz bei einem Psychotherapeuten möchte. In einer Reha-Klinik ist außerdem alles unter einem Dach. Lange Anfahrtswege entfallen.

Trotzdem schrecken häufig Mütter vor einem stationären Reha-Aufenthalt zurück. Sie haben ein schlechtes Gewissen. Nach der langen Krebstherapie, die ohnehin viel Zeit und Kraft gekostet hat, wollen sie Partner und Kinder nicht im Stich lassen. Mütter mit kleinen Kindern trifft es ganz besonders hart. Sie haben häufig das Gefühl, dass ihre Kinder durch die zeitaufwändige Therapie zu kurz gekommen sind. Sie wollen schnell das nachholen, was sie während des Krankenhausaufenthaltes und der anschließenden Tumortherapie mit den Kindern versäumt haben. Drei Wochen ganz von zu Hause weg ist für viele daher unvorstellbar. Dabei ist gerade die Selbstfürsorge die Grundvoraussetzung, um sich nach der Reha wieder mit voller Kraft und Elan der Familie widmen zu können.

Kliniken bieten krebskranken Müttern und Vätern spezielles Therapiekonzept an

Die Paracelsus Klinik Scheidegg kennt die Problematik, in der viele Mütter stecken. Erschwert wird die Situation noch, wenn das Kind selbst an einer chronischen Erkrankung leidet. Dann wollen Mütter ihre Kinder schon gar nicht für mehrere Wochen alleine lassen. Aus diesem Grund entwickelte die Klinik bereits vor vielen Jahren zusammen mit der KJF Fachklinik Prinzregent Luitpold in Scheidegg das bundesweit einzigartige Therapiekonzept „Mama hat Krebs“. Dabei können krebskranke Mütter, aber auch krebskranke Väter, zusammen mit ihrem Kind gleichzeitig und am selben Ort eine Reha machen. Voraussetzung ist, dass auch das Kind eine Erkrankung oder psychische Belastung vorweist, die eine Reha möglich macht.

Das Therapiekonzept „Mama hat Krebs“ ermöglicht Müttern und Kindern mit der Durchführung zweier gleichzeitig stattfindenden Rehas in ein möglichst normales, gesundes Leben zurückzukehren, das nicht von der Diagnose Krebs dominiert ist. Also genau das, was sich alle Krebspatienten wünschen.

Eine ambulante Reha sollte gerade bei Krebspatienten nur die absolute Ausnahme sein. Für Alleinerziehende ist es jedoch immer noch die bessere Alternative, wenn man wirklich keine Kinderbetreuung hat, als völlig auf eine Reha zu verzichten. „Mit unserem „Mama hat Krebs“-Konzept konnten wir eine kleine Versorgungslücke schließen“, ist sich Klinikmanager Martin Schömig sicher.