17. Februar 2023 

Für Brustkrebs dankbar sein?

Monika T. nimmt ihre Brustkrebs-Erkrankung an. Wie das geht? Monika erklärt: mit Offenheit, Ehrlichkeit, Mut und Glauben.

Die Sonne scheint, die Luft ist frisch und die Vögel singen munter in den Bäumen. Es ist Frühling in Essen. Das Wetter bietet sich für einen ausgedehnten Spaziergang am Wochenende hervorragend an. Eigentlich ein Tag wie (fast) jeder andere. So sah es zunächst aus. Aber was die Ruhrgebietlerin noch nicht ahnte: dieser Spaziergang sollte ihr Leben umkrempeln.

Die Diagnose

Zusammen mit ihrem Mann genoss sie die warme Frühlingsluft und die ersten Sonnenstrahlen. Eine große Spazierstrecke sollte es werden. Wieder zu Hause angekommen spürte Monika T. ein leichtes Ziehen im Brustbereich. „Ich kann mich noch gut an das Gefühl erinnern. Es zog nicht nur im Brustbereich, an der rechten Seite habe ich eine Verhärtung gespürt.“ Ein Abklärungsgespräch bei der Frauenärztin sollte für Antworten sorgen. Und Ende April war sie da, die Krebsdiagnose: Mamma-Ca, kurz Brustkrebs, in der rechten Brust. Mit einer gewissen Anspannung aber nicht mit Angst nahm Monika T. die Worte der Ärztin entgegen. „Ich habe schon mit dieser Diagnose gerechnet, daher traf es mich nicht wie ein Schlag. Aber etwas mulmig war mir vor dem Termin schon“, erzählt sie. Was sind die nächsten Schritte? Wie geht mein Körper mit der Therapie um? Vor diesen Fragen konnte sich auch Monika T. nicht verschließen.

Die Ehrlichkeit

Die Krebstherapie sah zunächst die operative Entfernung des Tumors vor. Danach folgte die Chemotherapie mit anschließender Bestrahlung. „Ich hatte tiefen Frieden über meine Situation“, beschreibt Monika. Während andere in ein tiefes Loch fallen, Angst um ihre Familie hegen, hat die 54-jährige ihre Erkrankung angenommen. Wie ist das möglich? Die Antwort darauf könnte lauten: mit Offenheit, Ehrlichkeit, Mut und Glauben. „Mein Mann und ich haben in unseren über 30 Ehejahren schon manche Höhe und Tiefe genommen. Standen schon gemeinsam Krisensituationen durch und haben es uns zur Angewohnheit gemacht über alles, was geschieht, offen und ehrlich zu reden. Auch mit unseren zwei erwachsenen Kindern liegt mir die Offenheit und Ehrlichkeit sehr am Herzen. Daher habe ich schnell die gesamte Familie in die Diagnose eingeweiht, auch wenn mir wohl bewusst war, dass das keine einfache Botschaft war. Ich wollte zu jedem Zeitpunkt Missverständnisse und Unklarheiten vermeiden. Auf die Frage: Wie geht es dir? habe ich daher stets ehrlich geantwortet. Eins war mir klar: Ich beschreite meinen Weg der Krebstherapie hoffnungsvoll und ich weiß, dass ich nicht allein bin. Meine Familie und Gott begleiten mich auf diesem Weg und werden mir den Rücken stärken.“

Der Mut

„Ich bin glückerweise ohne übermäßige Nebenwirkungen aus der Therapie gegangen“, reflektiert Monika T. Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen, Müdigkeit oder leichter Haarausfall gehörten zwar für sie dazu, bedeuteten aber keine weiteren drastischen Einschränkungen für die berufsfähige Ruhrgebietlerin. Ihre robuste Natur hat Monika auch dann nicht im Stich gelassen, als sie während der Bestrahlung am Coronavirus erkrankte. Als die ersten Haare während der Chemo ausfielen, war ein Friseurbesuch unabdingbar. Monika war festentschlossen, sich die Haare abzurasieren. Für den Fall, dass sie der Mut verlässt, hat sie sich im Vorfeld um eine Perücke gekümmert. Schlussendlich ist es eine Kurzhaarfrisur von knapp 2mm geworden, mit der sich Monika aber sehr wohl fühlte. (Bis heute wurde die Perücke nicht getragen und liegt seither verpackt im Schrank.)

Trotz Brustkrebs, entschied sich Monika T. mutig für eine Kurzhaarfrisur.

Monika T. erinnert sich noch genau an eine Veranstaltung, die zu dieser Zeit stattfand: es war der 80. Geburtstag ihres Vaters, welcher in großer Runde gefeiert werden sollte. Auch hier blieb die Perücke ab. „Mir war es wichtig, unserer Familie und Bekannten zu zeigen: ich verstecke mich nicht, ich bin hier und ihr könnt mit mir sprechen. Mutig stellte ich mich den Blicken und Fragen. Meine Offenheit schien zu beeindrucken, denn die positiven Rückmeldungen, die mir entgegengebracht wurden, bestärkten und freuten mich.“

Es ist nie zu spät für eine Reha

Einen kleinen Rückschlag musste Monika T. allerdings nach ihrer aktiven Krebstherapie einstecken. Wie auch vielen anderen Brustkrebspatientinnen, wurde auch ihr das Medikament Tamoxifen verschrieben. Der Östrogen-Hemmer bietet einen Schutz vor erneuter Erkrankung. Mit einem Rezept in der Hand stellte sie jedoch fest, dass es aufgrund der coronabedingten Situation und dem Ukrainekrieg zu Lieferengpässen gekommen war. Sie hat das Medikament zwar bekommen, aber von einem anderen Hersteller. Monika T. kämpft bis heute gegen die dadurch bedingte Gewichtszunahme. Hier in der onkologischen Reha in Bad Gandersheim kann sie noch einmal wieder ihren Mut zusammennehmen und das Thema Gewicht angehen. Mit hilfreichen Tipps und Ratschlägen unserer Ernährungsfachkräfte und Therapeuten, hat sie die Chance ihren Lebensstil und Gewohnheiten auf ihre Gesundheit abzustimmen. „Ich bin froh, mich für eine Reha entschieden zu haben, auch wenn die Therapie schon ein wenig her ist. Hier bekomme ich wertvolle Tipps an die Hand und genieße die therapiefreie Zeit zusammen mit meinem Mann, der mich begleitet und mir oft eine seelische Stütze ist“, erklärt Monika T. ihren Reha-Entschluss. 

Die Dankbarkeit

Und die persönliche Bilanz von Monika T.? Mit Dankbarkeit schaut sie auf die Zeit zurück. „Ich bin dankbar für meinen Ehemann und meine starke Familie. Wie bin ich beschenkt mit so vielen Freunden, die sich zusammen mit meiner Familie in unzähligen Stunden im Gebet ins Zeug legten?! Ohne sie wäre es mir deutlich schlechter ergangen. Und – so paradox es klingt – letztlich bin ich sogar für die Krankheit selbst dankbar. Sie hat mir noch einmal die Endlichkeit des Lebens gezeigt und verstärkte zugleich meinen Wunsch, noch mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.“ Die Krankheit hat Monika T. aus ihrem Alltag herausgerissen. Hieran besteht kein Zweifel. Aber Monika nutzt die Chance und lernt, ihre alltäglichen Aufgaben neu zu verteilen und vor allem nach Notwendigkeit zu bewerten. Ihren Bedürfnissen räumt sie dabei so viel Platz wie möglich ein: Wenn jetzt ein Päusschen angesagt ist, nur kurz die Füße hochlegen, dann ist JETZT die richtige Zeit für ein Päusschen.

Und noch ein persönliches Schlusswort von Monika: „Für das Jahr 2023 lautet die Jahreslosung ‚Du bist ein Gott, der mich sieht. (1.Mose 16,13)‘. Die Gewissheit darüber gibt mir Hoffnung und Frieden.“