Serbische Assistenzärzte in den Paracelsus Kliniken Bad Essen
8. April 2022 

Von Belgrad nach Bad Essen – serbische Assistenzärzte in den Paracelsus Kliniken Bad Essen

Von der serbischen Universität in Belgrad nach Bad Essen – für diesen Weg haben sich Ivana Djurdjevic, Nikola Djukic und Jelena Pajkic entschieden. Sie haben die gleiche Heimat, kommen aus der gleichen Region und haben an der gleichen Universität studiert – kennengelernt haben sich die drei Ärzte jedoch erst in Bad Essen und verstärken als Assistenzärzte den medizinischen Bereich in unseren Bad Essener Rehabilitationskliniken. „Das war Schicksal“, sind sich die drei Serben einig. Warum sie sich für ein Medizinstudium entschieden haben, wie der Weg zu Paracelsus verlief und welche Hürden sie auf sich genommen haben, um jetzt in Deutschland arbeiten zu können. Ein Rückblick und ein Blick in die Zukunft.

Ivana und Nikola sind zusammen nach Bad Essen gekommen. Seit Mitte 2019 arbeitet Ivana für die Paracelsus Wittekindklinik in Bad Essen. Nikola ist seit Anfang 2021 fest in der Paracelsus Wiehengebirgsklinik als Assistenzarzt angestellt. Zudem verstärkt Jelena Pajkic nach ihrer Hospitation Ende 2019 seit Mitte 2020 den ärztlichen Bereich der Paracelsus Berghofklinik. „Nach meinem Vorstellungsgespräch habe ich Ivana und Nikola kennengelernt und mich entschieden zu bleiben. Es war ein gutes Gefühl einen Anknüpfungspunkt aus der Heimat in Bad Essen zu haben“, erklärt Jelena ihre Entscheidung für Bad Essen.

Verschiedene Wege zum Medizinstudium

Der Weg zum Medizinstudium war bei allen unterschiedlich: Nach der Ausbildung zum Zahntechniker war für Nikola klar, dass er weiter studieren möchte. Er begann ein Zahnmedizin-Studium, wechselte nach zwei bestandenen Prüfungen jedoch in das Fach Humanmedizin. Mit der Auswahl ihres Gymnasiums und dem naturwissenschaftlichen Zweig fiel für Ivana schon zu einem frühen Zeitpunkt die bewusste Entscheidung in Richtung Humanmedizin. Jelenas Weg zeichnete sich bereits im Grundschulalter ab. Nach einer medizinischen Schulausbildung zur Krankenschwester folgte das Medizinstudium in Belgrad. Hinter allen liegt ein sechsjähriges Medizinstudium sowie ein sechs-monatiges Praktikum. Abschließend erfolgte das Staatsexamen, damit sie als Ärzte arbeiten und sich weiterbilden dürfen.  

Als Assistenzärzte bessere Chancen in Deutschland

Die Entscheidung für eine Arbeitsstelle nach Deutschland zu gehen, sei keine revolutionäre Idee gewesen und eine sehr populäre Entscheidung in Serbien. „Wir sind sehr stolz auf unser Studium und unsere Universität, mussten aber schnell ernüchternd feststellen, dass wir keine feste Stelle in Serbien finden. Aufgrund von Erfahrungen anderer Kollegen haben wir uns für Deutschland entschieden. Hier sind die Perspektiven und Möglichkeiten als Ärzte einfach besser,“ fassen sie ihre Beweggründe für den Wechsel nach Deutschland zusammen. Keine leichte Entscheidung, alles hinter sich zu lassen, sie sagen heute aber einstimmig: „Wir haben eine gute Entscheidung getroffen!“. Ihr Weg führte sie nach Bad Essen. Auf die Assistenzarzt-Stellen sind sie über eine Jobvermittler-Agentur aufmerksam geworden. Insbesondere Ivana und Nikola war es wichtig, dass der Arbeitgeber zwei Stellen anbietet, sodass sie gemeinsam nach Deutschland ziehen konnten. Als ideal erwies sich zudem für alle Drei, dass die Bad Essener Kliniken Wohnraum in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsort anbieten konnten. Das erleichterte den Neustart in einem fremden Land und einer fremden Stadt.

Notwendige Prüfungen für Arbeitserlaubnis

Zwischen den ersten Vorbereitungen bis hin zur Bewerbung als Assistenzärzte in Bad Essen lagen letztendlich insgesamt ca. zwei bis drei Jahre. Ganz am Ziel waren sie allerdings immer noch nicht: Mit ihrem Wechsel nach Deutschland mussten sie neben der B2-Sprachprüfung eine Fachsprachenprüfung der Ärztekammer ablegen. Erst damit durften sie in Deutschland als Ärzte arbeiten. Schlussendlich folgte die Approbation als Ärzte. Ivana und Jelena haben sie bereits erfolgreich bestanden, Nikola ist auf dem Weg und will sie noch in 2022 erhalten. 

„Wir sind stolz auf unseren Weg“

Neben dem Studium sind sie besonders auf ihren Weg nach Deutschland stolz. „Der Weg bis zu diesem Punkt, an dem wir jetzt stehen, war nicht leicht. Aber es gab auch keinen Weg zurück.“ Mit eine der großen Herausforderungen war sicherlich das Erlernen der deutschen Sprache mit allen medizinischen Fachbegriffen. „2017 wusste ich noch nicht, was es bedeutet, „Guten Tag“ zu sagen. Wir haben bei null angefangen, was unsere Deutschkenntnisse angeht“, verdeutlicht Jelena. Mittlerweile sei es so, dass sie beim Sprechen in Englisch Deutsche Wörter benutzen. „Wir mussten uns vor allem an den deutschen Akzent, die Aussprache und Sprachgeschwindigkeit gewöhnen. Wenn dann mehrere gleichzeitig und durcheinandergeredet haben, brauchte es viel Konzentration und viel Geduld auf unserer Seite“, erinnern sie sich an die ersten Tage.

Rückblickend war es zudem eine große Herausforderung, die Bürokratie für den Wechsel nach Deutschland mit einzureichenden Unterlagen, Übersetzungen, Beantragungen, Anerkennungen und Visa zu überwinden. Eine unterstützende Organisation hatten sie nicht zur Seite. Lediglich eine Liste mit den notwendigen Unterlagen half ihnen zur Orientierung. Die deutsche Botschaft in Belgrad war die einzige Anlaufstelle.

Familien und serbische Gerichte fehlen

Am meisten vermissen sie ihre Familien, die noch in Serbien leben, und das serbische Essen, die Gewürze und die Lebensmittel. Ivana und Jelena sind leidenschaftliche Köchinnen und kochen oft gemeinsam serbische Gerichte. Es gibt nur ein Problem: Es schmeckt nicht so wie in Serbien. Auch wenn sie die gleichen Zutaten verwenden und nach den Rezepten ihrer Mütter kochen, ist es nicht das gleiche.  

Für die drei Assistenzärzte steht aber fest: Ihre Zukunft sehen sie in Deutschland. „Wir wollen hierbleiben, unsere Familie hier gründen – und irgendwann in Rente gehen.“