Die Diagnose „Krebs“ stellt für die meisten Betroffenen einen massiven Einschnitt in das bisherige Leben dar. Alles bisher Gewohnte und viele zukünftige Ziele scheinen zunächst in Frage gestellt. Ein Patentrezept für den richtigen Umgang, die richtige Behandlung oder möglicherweise die Entscheidung für eine OP bei Darmkrebs, gibt es nicht. Aber wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihren eigenen Weg gemeinsam mit uns zu finden und informiert und gestärkt der Krankheit zu begegnen.
Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung von Darm- oder Mastdarmkrebs sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Man weiß inzwischen, dass mehrere Faktoren hierfür ursächlich sind. Diese führen zuerst zu einer Vermehrung bestimmter Zellen in der Darmschleimhaut und können dann zum Krebs führen. Die Umwandlung von gesunden in bösartige Zellen verläuft hier über mehrere Stufen, zum Beispiel beginnt sie mit einer Bildung von Darmpolypen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebszellen umwandeln. In seltenen Fällen (ca. 5%) ist eine erbliche Vorbelastung ursächlich. Auch ansonsten gutartige oder entzündliche Darmerkrankungen können entarten.
Symptome
Typischerweise bereitet Darmkrebs — ebenso wie die meisten anderen bösartigen Tumore — in der frühen Erkrankungsphase keine Beschwerden. Diese treten in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf.
Symptome, die auf eine Darmkrebserkrankung hindeuten können, sind zum Beispiel:
- Blut im Stuhlgang, bzw. blutige oder schleimige Auflagerungen
- Veränderung des Stuhlverhaltens, z.B. Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall
- Stuhldrang, ohne dass eine Darmentleerung erfolgt, bleistiftdünne Stühle
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Völlegefühl, krampfartige Bauchschmerzen
- Allgemeinbeschwerden wie Leistungsabfall, Müdigkeit, starkes nächtliches Schwitzen, ungewollter Gewichtsverlust etc.
- Blutarmut, insbesondere mit einem Eisenmangel
Treten derartige Symptome auf, sollte unbedingt eine Abklärung der Beschwerden erfolgen, so dass schnellstmöglich eine Behandlung bzw. OP bei tatsächlichem Vorliegen von Darmkrebs erfolgen kann.
Diagnose und Vorsorge bei Darmkrebs
Die zentrale Untersuchung im Rahmen der Vorsorge oder bei verdächtigen Symptomen ist die vollständige Spiegelung des Dickdarmes. Durch eine Darmspiegelung können bösartige Tumore nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung können evtl. entdeckte gutartige Vorstufen (Adenome, „Polypen“) entfernt werden, so dass die Entstehung eines Darmkrebses verhindert werden kann. Die Untersuchung ist heute aufgrund moderner Technik mit hochauflösenden Endoskopen sehr zuverlässig und sicher. Um den Patientenkomfort zu erhöhen und Schmerzen zu vermeiden, erfolgt in der Regel eine Sedierung mit einer sogenannten Schlafspritze.
Sollte eine Darmkrebserkrankung nachgewiesen werden, müssen weitere Untersuchungen erfolgen, die das genaue Ausmaß der Erkrankung im Darm sowie eventuelle Absiedelungen des Tumors (Metastasen) in anderen Organen mit der höchstmöglichen Genauigkeit erfassen. Je nach Lage des Tumors werden zum Beispiel eine Röntgenaufnahme der Lunge, sogenannte Tumormarker im Blut und als wichtigste Untersuchung eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes vorgenommen. Je genauer das Ausmaß der Erkrankung untersucht wird, desto zielgerichteter können die Behandlungen bei Darmkrebs eingesetzt werden.
In unserer Klinik kommt als hochmodernes Verfahren die Kontrastmittelsonographie zur Anwendung. Während mit der konventionellen Ultraschalltechnik nur ca. 50 bis 60 % der Metastasen in der Leber identifiziert werden können, kann mit dieser speziellen Technik die Nachweisrate auf über 90% gesteigert werden. Bei Tumoren des Enddarmes wird zusätzlich eine rektale hochauflösende Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Diese gibt genauen Aufschluss über ein eventuelles Wachstum des Tumors in die Umgebung und den Befall von Lymphknoten. Diese Informationen sind für die Therapieplanung von großer Wichtigkeit. Ergänzt wird die Diagnostik gegebenenfalls um eine Computer- (CT) oder Kernspintomographie (MRT). Nur durch eine sehr präzise Diagnostik ist es möglich, die optimale Therapiestrategie festzulegen. Diese kann überlebenswichtig sein.
Behandlung bei Darmkrebs: OP – ja oder nein?
In der heutigen, modernen Medizin gibt es keine „starren“ Behandlungsrichtlinien mehr. Bevorzugt werden individuelle Therapielösungen. Speziell bei einer bösartigen Erkrankung des Darmes entwickeln wir vor einer operativen oder medikamentösen Behandlung ein auf den einzelnen Patienten zugeschnittenes Therapiekonzept. Im Rahmen unserer interdisziplinären Tumorkonferenz — bestehend aus Internisten, Chirurgen, Krebsspezialisten und Strahlentherapeuten — legen wir den bestmöglichen Behandlungsansatz für Sie fest und erörtern diesen im Anschluss gemeinsam mit Ihnen. Wird ein Dickdarmtumor festgestellt, sind vor einer eventuellen Operation weitere Untersuchungen notwendig, um das Ausmaß der Operation festzulegen. Sollten bereits Metastasen in der Leber oder – was seltener vorkommt- in der Lunge vorhanden sein, wird geprüft, ob eine Entfernung innerhalb einer Operation mit dem Dickdarm möglich ist oder ob interdisziplinäre Konzepte unter Einbindung anderer Fachdisziplinen wie der Nuklearmedizin und der Onkologie zum Tragen kommen.
Auch minimalinvasive Eingriffe sind möglich
Bereits seit 15 Jahren werden minimalinvasive (laparoskopische) Techniken zur Dickdarmchirurgie, auch beim Karzinom, eingesetzt. Aktuelle Studien zeigen bei einem hochgradig selektionierten Krankengut Vorteile gegenüber der offenen Technik, insbesondere im Hinblick auf den Patientenkomfort und die postoperativen Schmerzen. Allerdings dürfen auch bei minimalinvasiven Eingriffen keine Abstriche bezüglich der Radikalität, sprich des Umfangs der Entfernung, gemacht werden.
Ist eine OP bei Darmkrebs möglich?
Das wichtigste Verfahren zur Behandlung von Darmkrebs ist die Operation. Ihr Ziel ist es, den Tumor mit den angrenzenden Lymphknoten und wenn möglich etwaigen Tochtergeschwülsten (Metastasen) vollständig zu entfernen und damit die Krankheit zu heilen. Kann der Tumor nicht mehr komplett entfernt werden, weil wichtige Strukturen mit einbezogen sind, steht der Erhalt der Darmdurchgängigkeit im Vordergrund. Unter bestimmten Voraussetzungen können Metastasen der Leber, der Lunge oder im Bauchraum bei einer einzigen Operation oder auch später in einem zweiten Eingriff entfernt werden.
Behandlung bei Dickdarmkrebs: Je früher, desto besser!
Beim Darmkrebs wird je nach Lage des Tumors die rechte oder linke Seite des Dickdarmes entfernt. Die Darmkontinuität wird anschließend wiederhergestellt. Die Anlage eines künstlichen Darmausgangs bleibt Sonderfällen vorbehalten. Auch beim Rektumkarzinom ist die vollständige Entfernung des Tumors entscheidend für die weitere Prognose. Bei ausgedehntem Tumorbefall wird durch die sogenannte neoadjuvante Therapie (meist eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie) der Tumor zunächst verkleinert. In manchen Fällen wird erst so eine erfolgreiche Therapie möglich. Beim Enddarmkarzinom muss unter Umständen ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, um eine Abheilung der neuen Darmverbindung ungestört zu ermöglichen. Dieser künstliche Darmausgang wird meist nur für wenige Wochen angelegt und kann danach problemlos rückverlagert werden. In seltenen Fällen muss bei tiefem Tumorsitz der gesamte Enddarm entfernt werden. In diesem Fall bleibt der künstliche Darmausgang bestehen.
Postoperative Therapien
Auch nach einer Darmkrebs-Operation kann eine weitere Behandlung entweder im Anschluss oder später notwendig werden. Dies ist vom Tumortyp und -stadium abhängig, was nach sorgfältiger Prüfung des Operationspräparats durch den Pathologen festgelegt wird. Nach einer Tumoroperation ist es wichtig, dass der Patient unter angemessener ärztlicher Kontrolle bleibt. Dabei wird das Ausmaß der Nachsorge von der Tumorausdehnung bestimmt.
Individualisierung der postoperativen Darmkrebs-Therapie
Die postoperative Therapie wird individuell auf den Patienten zugeschnitten. Dabei steht beim Dickdarmkarzinom, falls erforderlich, die Chemotherapie im Vordergrund. Darüber hinaus gibt es neue vielversprechende Medikamente (zum Beispiel im Rahmen der Antikörpertherapie). In der wöchentlich abgehaltenen interdisziplinären Tumorkonferenz der Paracelsus-Klinik wird auch nach einer Darmkrebs OP über die weiteren Behandlungsschritte entschieden. Verschiedene Konzepte können auch bei Metastasen oder lokalen Rezidiven zur Anwendung kommen. Neben chirurgischen Verfahren kommen chemotherapeutische wie auch interventionelle Verfahren zur Anwendung. Eine Spezialität unserer Klinik ist die synchrone oder auch in einem zweiten Eingriff erfolgende Entfernung von Metastasen in der Leber und Lunge. Das jeweils beste Vorgehen wird in der Regel interdisziplinär zwischen verschiedenen Fachabteilungen erörtert. Bei einem Rückfall, der, wenn er auftritt, zu 80 % in den ersten zwei Jahren vorkommt, ist oftmals eine neue Operation erforderlich. Auch hierbei kann eine vollständige Heilung erzielt werden. Ist eine Heilung nicht möglich, werden interdisziplinäre Therapiestrategien in Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen eingesetzt, um die Erkrankung weitestgehend einzudämmen.
Darmkrebs: Nachsorge nicht vergessen!
Auch bei einer erfolgreichen Therapie besteht, wie bei allen bösartigen Tumoren, das Risiko, dass die Erkrankung am Ursprungsort oder in anderen Organen in Form von Metastasen wieder auftritt. Wenn es hierzu kommt, geschieht dieses in ca. 80% der Fälle in den ersten beiden Jahren. Ein Wiederauftreten der Erkrankung nach mehr als 5 Jahren ist außerordentlich selten. Das Risiko ist je nach Tumorart, Lokalisation und Ausbreitung unterschiedlich hoch. Beim Wiederauftreten des Darmkrebs ist gegebenenfalls eine weitere OP erforderlich. Wir erstellen einen „Fahrplan“ für Ihre Nachsorgeuntersuchungen. Dieser wird speziell auf Ihr Erkrankungsstadium und die primär erfolgte Therapie zugeschnitten.
Die Untersuchungen erfolgen in der Regel anfangs alle drei Monate. Hierzu gehören überwiegend körperliche Untersuchungen, Labor- und Ultraschalldiagnostik, aber auch in größeren Abständen endoskopische Untersuchungen und radiologische Untersuchungen (Röntgen, Computertomographie). Ein Teil der Untersuchungen wird in den meisten Fällen bei Ihrem Hausarzt erfolgen, einige spezielle Untersuchungen auch in unserer Klinik.
Hand in Hand für eine optimale Nachsorge
Durch einen engen Kontakt zwischen uns und Ihrem Hausarzt, aber auch zwischen den einzelnen an der Therapie und Diagnostik in unserer Klinik beteiligten Spezialisten, ist es möglich, eine optimale Nachsorge heimatnah und in vertrauter Umgebung zu gewährleisten, ohne dass Informationen verloren gehen.
Im Vordergrund unserer gemeinsamen Bemühungen um den Patienten steht die vollständige Heilung bzw. gezielte Behandlung von Darmkrebs unter Einbeziehung verschiedener Fachdisziplinen. Speziell für Dick- und Enddarmkrebs steht ein Paradigmenwechsel an, dies betrifft sowohl die Diagnostik als auch die operative Therapie und die Nachbehandlung.