13. Oktober 2023 

Bereichsleitung, Pflegerin, Übersetzerin und Mama

Unsere Pflegekräfte leisten täglich großartige Arbeit und sind rund um die Uhr im Einsatz, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. In unserem Pflegeblog „Pflege mit Herz“ stellen wir Ihnen einige von ihnen vor und geben Ihnen ganz persönliche Einblicke in den Arbeitsalltag unserer Pflegehelden. Wie sieht der Alltag einer Pflegekraft aus? Was erwartet mich als Patient in den Paracelsus Kliniken und was schätzen die Pflegekräfte so an ihrem Beruf? All das und vieles mehr können Sie in unseren authentischen Geschichten lesen. Mit diesem Blog möchten wir Ihnen zeigen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit unserer Pflegekräfte ist und ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.


Der Pflegeberuf liegt in der Familie

Tülin Ersoy wusste schon von klein auf, dass sie später in der Pflege arbeiten würde. Ihr Papa ist Altenpfleger, ihre Mama Krankenpflegerin. Oft war sie mit im Altersheim und unterhielt sich mit Pflegebedürftigen. Sie war fasziniert von der Arbeit und fand es toll, wie ihre Eltern Menschen halfen. Ein Schülerpraktikum im Krankenhaus in der neunten Klasse bestärkte ihren Berufswunsch. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in einer Psychiatrie in Hildesheim und arbeitete nach ihrem Abschluss für einige Monate im Altenheim. Sie bemerkte, jedoch schnell, dass ihr die Abwechslung und Vielseitigkeit aus der Klinik fehlte, weshalb sie 2006 in den Pflegeberuf zur Paracelsus Klinik am Silbersee Langenhagen wechselte. Die Paracelsus Klinik hatte zu dem Zeitpunkt explizit nach einer türkisch sprechenden Pflegefachkraft gesucht. Tülin gefiel die Aussicht, ihre Muttersprache in ihrem Beruf anwenden zu können.

Mittlerweile arbeitet die 38-Jährige seit 17 Jahren in der Paracelsus Klinik am Silbersee. Sie absolvierte verschiedene Fortbildungen und ist nun als Bereichsleitung der Zentralen Notaufnahme und der Intermediate Care Station tätig.

Sprachliche Barrieren überwinden

Ob Aufklärungsgespräche, OP-Vorbesprechung, Essenswünsche, Allergien oder Entlassungsmanagement – für einen reibungslosen Ablauf ist die Kommunikation zwischen medizinischem und pflegerischem Personal und den Patient*innen das A und O. Damit alle Patient*innen dieselbe gute Versorgung erhalten können, sind manchmal Fremdsprachenkenntnisse erforderlich. „Wir sind ein sehr buntes Team, mit Menschen verschiedener Nationalitäten, Ethnien und Religionen. Es macht nicht nur großen Spaß in einem jungen, dynamischen multikulturellen Team zu arbeiten, sondern ist auch von Vorteil für unsere fremdsprachigen Patient*innen, da viele verschiedene Sprachen vertreten sind“, sagt Tülin. Besonders während der Pandemie sei die Relevanz dessen sichtbar geworden. „Während der Lockdowns durften Patient*innen keine Begleitpersonen mit in die Klinik bringen. Dazu zählten leider auch Übersetzer*innen. Durch die Sprachkenntnisse unseres Teams ist es uns dennoch gelungen, die Patient*innen umfassend zu behandeln“, erklärt Tülin.

Die geborene Hildesheimerin agiert(e) selbst als Übersetzerin bei Visiten, Untersuchungen und OP-Vorbesprechungen. Sie will Patient*innen und ihren Angehörigen die Angst nehmen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie ernst genommen werden. 

Hinter die Fassade blicken

Für Tülin bedeutet Pflege, hinter die Fassade zu schauen und nicht nur die physischen Beschwerden der Patient*innen zu betrachten, sondern das, was dahintersteckt. „Manchmal liegt der Ursprung eines physischen Problems bei etwas ganz anderem als der*die Patient*in erzählt. Oft stecken häusliche Gewalt, psychische Erkrankung oder Trauma dahinter“, erzählt die Krankenpflegerin. Daher sei es wichtig, den Patient*innen richtig zuzuhören.

Durch Gespräche lasse sich meist viel mehr herausfinden, als sichtbar ist, sagt Tülin. In schwierigen Fällen sucht sie Rat bei ihren Kolleg*innen. Durch den persönlichen und fachlichen Austausch unterstützen sie sich im Team gegenseitig, was nicht nur den Pflegefachkräften sondern auch den Patient*innen zugutekommt. Das Wichtigste in der Pflege ist es laut Tülin jedoch, jede*n Patient*in ernst zu nehmen und ihm*ihr respektvoll, wertfrei und freundlich gegenüberzutreten. „Jeder Mensch hat Gründe, weshalb er*sie in eine bestimmte Situation geraten ist. Ich muss diese nicht verstehen oder gutheißen, aber ich muss dennoch vorurteilsfrei für diese Menschen da sein und darf sie*ihn nicht verurteilen!“

Zwischen Pflege und Management

Als Bereichsleiterin der Zentralen Notaufnahme und der Intermediate Care Station, auf der Patient*innen mit mäßiger bis schwerwiegender Instabilität überwacht und behandelt werden, trägt Tülin eine große Verantwortung gegenüber ihrem Team und den Patient*innen. Allen Ansprüchen dabei gerecht zu werden, ist nicht immer leicht. Tülin legt daher großen Wert darauf, weiterhin als Krankenpflegerin tätig zu sein, um auch in der Leitungsposition den Bezug zur aktiven Pflege zu behalten und die Anliegen ihrer Mitarbeiter*innen nachvollziehen zu können. 1-2 Tage in der Woche arbeitet Tülin im Büro und kümmert sich um Personalplanung, schreibt Dienstpläne, führt Bewerbungsgespräche, stellt die Kommunikation zwischen ärztlichen und pflegerischen Personal her, kümmert sich um Praktikant*innen und die Anliegen ihrer Mitarbeitenden.

Den Großteil ihrer Arbeitszeit ist sie jedoch in der Zentralen Notaufnahme oder der Intensivstation, führt Blutabnahmen durch, schreibt EKGs und kümmert sich um die Erstversorgung von Notfallpatient*innen. Die Aufgaben des Pflegepersonals der Zentralen Notaufnahme und Intensivmedizin sind sehr viel vielseitiger und unvorhersehbarer als auf den anderen Stationen, erklärt Tülin. Ihr gefällt die Abwechslung und Überraschung, die die Arbeit mit sich bringt. 

Schichtarbeit trotz Kind

Tülin und ihr Mann haben eine neunjährige Tochter. Beide arbeiten im Schichtdienst. Durch gute Planung und den Schulhort ist die Kinderbetreuung jedoch kein Problem. Paracelsus und ihre Kolleg*innen tragen dazu einen erheblichen Teil bei, erzählt Tülin. So wird auf persönliche Verpflichtungen und Schichtwünsche eingegangen und in Notfällen getauscht. „Wir kennen uns hier im Haus alle gegenseitig und sind füreinander da. Egal was ist, es gibt immer eine Lösung.

Die Philosophie der Familie wird bei Paracelsus wirklich gelebt. Darauf kann ich mich verlassen“, lobt sie. Umso mehr ärgere sie sich über die Politik: „Am Pflegepersonal und in den Kliniken wird gespart ohne Ende, aber gleichzeitig erwartet man, dass jedes Menschenleben gerettet wird – das ist ein Widerspruch in sich!“ Sie wünscht sich mehr Anerkennung und Unterstützung von der Politik, um mehr Menschen helfen zu können.