29. August 2023 

Erste Hilfe, Seenotrettung und Parkinson – die Pflege auf Helgoland

Unsere Pflegekräfte leisten täglich großartige Arbeit und sind rund um die Uhr im Einsatz, um unseren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten. In unserem Pflegeblog „Pflege mit Herz“ stellen wir Ihnen einige von ihnen vor und geben Ihnen ganz persönliche Einblicke in den Arbeitsalltag unserer Pflegehelden. Wie sieht der Alltag einer Pflegekraft aus? Was erwartet mich als Patient in den Paracelsus Kliniken und was schätzen die Pflegekräfte so an ihrem Beruf? All das und vieles mehr können Sie in unseren authentischen Geschichten lesen. Mit diesem Blog möchten wir Ihnen zeigen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit unserer Pflegekräfte ist und ihnen die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen.


Das Leben auf Helgoland ist anders. Die Pflege auch. Intimer, familiärer, flexibler, abwechslungsreicher und manchmal auch etwas anspruchsvoller, weiß Melanie Ziesmer, Pflegefachkraft und Stationsleitung Neurologie der Paracelsus Nordseeklinik Helgoland. Mit der neurologischen Spezialabteilung für Parkinsonpatient*innen sowie der Akut-Abteilung für Innere Medizin, Chirurgie und Unfallmedizin, ist die Paracelsus Nordseeklinik Helgoland Deutschlands einziges Gesundheitszentrum auf einer Hochseeinsel. Stürme, Hubschraubereinsätze und Seenotrettung gehören hier wie Verbandswechsel, erste Hilfe und Fürsorge zum Arbeitsalltag.

Manchmal funktioniert das Krankenhaus auch als Altenheim. Bei schlechtem Wetter ist die Insel vom Festland abgeschnitten. Das erfordert Flexibilität, Improvisation und Teamgeist, erklärt Melanie. „Man hilft sich hier gegenseitig“, sagt sie. „Rettungskräfte, Ärzt*innen, Pflegekräfte und die Feuerwehr arbeiten Hand in Hand.“ Eine solche Teamarbeit kannte die 44-Jährige vom Festland nicht. Sie kann sich keinen besseren Arbeitsplatz als die Paracelsus Nordseeklinik Helgoland vorstellen.

Vom Schwarzwald nach Helgoland

Melanie Ziesmer arbeitet seit 27 Jahren in der Pflege. Seit sechseinhalb Jahren lebt und arbeitet auf Helgoland. Zuvor war die gebürtige Schwarzwälderin für lange Zeit in einer großen Psychiatrie in Süddeutschland tätig. Der Liebe wegen zog sie auf die Insel.

Derzeit leitet sie die neurologische Spezialabteilung und kommissarisch die Station der Grundversorgung der Helgoländer Klinik. Ihr gefällt die Abwechslung und Flexibilität. „Ich weiß vor meiner Schicht nie was mich erwartet. Das finde ich spannend. Es gibt immer medizinische Fälle, die man noch nie gesehen hat, oder das Wetter schlägt um und die Verbindung zum Festland ist gekappt und man muss improvisieren“, erzählt sie. Jeden Tag zur selben Uhrzeit zu arbeiten und immer dieselben Aufgaben zu bearbeiten kann sie sich nicht vorstellen.

Zusätzlich zu ihren Aufgaben als Stationsleitung, wie Dienstpläne schreiben, Stationsabläufe optimieren, Besprechungen halten und planen, übernimmt sie dieselben Tätigkeiten wie ihre Mitarbeitenden. „Mach ich nicht oder Das ist aber nicht mein Aufgabengebiet gibt’s bei uns nicht. Alle haben mit allen zu tun. Jeder unterstützt, wo er kann“, sagt Melanie. Bei den Kolleg*innen würde die Flexibilität und die berufsübergreifende Arbeit gut ankommen. „Das heißt bei Bedarf auch mal in anderen Bereichen aushelfen – auf Helgoland ganz normal“, sagt Melanie. Genauso wie die weißen Strände, Fischbrötchen und der Seemannschor im Krankenhausgarten, der im Sommer für die Patient*innen singt.

Den Menschen sehen

Der Wechsel zur Paracelsus Klinik war für sie eine große Umstellung. Statt langem Arbeitsweg, angespanntem Arbeitsklima und Patient*innen, die unfreiwillig stationär behandelt werden, läuft sie auf Helgoland drei Minuten zur Klinik, arbeitet in einem eingespielten Team und erfährt Dankbarkeit von ihren Patient*innen. „Die Patient*innen hier auf Helgoland sind sehr freundlich und zuvorkommend, das habe ich in der Psychiatrie auch anders erlebt. Jedoch darf man die schweren psychischen Erkrankungen dieser Patient*innen nicht außer Acht lassen. Als Pflegekraft ist es meine Aufgabe, allen Patient*innen freundlich und empathisch entgegenzutreten“, sagt sie.

Das Wichtigste sei es, den Menschen und seine Nöte zu sehen, ihn zu verstehen, und ihm das Gefühl zu geben, wahrgenommen zu werden. Sie erinnert sich an eine Patientin aus der Psychiatrie, der es lange sehr schlecht ging: „Eines Tages sprach sie mich mit meinem Namen an und sagte: Danke, dass Sie mich wie ein Mensch behandelt haben.“ Die Dankbarkeit ihrer Patientin habe sie gefreut, aber auch entsetzt. Jeder Mensch sollte respektvoll und unvoreingenommen behandelt werden. Die Gewissheit, dass sie anderen hilft, treibt Melanie an.

Auf der Insel sei ihre Arbeit noch intimer und familiärer, erzählt sie. Man kennt sich gegenseitig und behandelt keine Fremden, sondern Freunde.

Nur Mut

In ihrer Freizeit ist Melanie in der freiwilligen Feuerwehr aktiv, geht schwimmen und kümmert sich um ihren Garten. Die Gartenarbeit sei für sie wie Meditation, sagt sie, ein guter Ausgleich zum Klinikalltag. Die Arbeit in der Pflege habe sie vieles gelernt: Demut, Dankbarkeit, Ausdauer und Geduld, wenn etwas nicht gleich funktioniert. Ihre Entscheidung, nach Helgoland zu ziehen und zur Paracelsus Nordseeklinik zu wechseln, bereut sie in keiner Sekunde. Ab und zu kriegt sie einen Inselkoller und muss für einige Tage aufs Festland. Danach freut sie sich umso mehr, wieder auf die Insel zurückzukommen. Für alle Leser*innen hat sie einen Rat: „Trau Dich! Eigentlich kann doch nichts passieren. Entweder Dein Mut wird belohnt, oder Du bist um eine Erfahrung reicher. Umkehren kannst Du immer. Aber wenn Du nie etwas wagst, kommst Du auch nicht weiter. Und schieb es nicht auf. Wenn Du es jetzt nicht versuchst, wirst Du es nie tun.“