23. September 2023 

Wenn die Beine keine Ruhe geben

10. Welt-Restless-Legs-Syndrom-Tag am 23. September 2023

Restless-Legs-Syndrom (RLS) gehört zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen / Nur zwei Prozent der Betroffenen gehen in Behandlung / Expertin Dr. Maria-Lucia Muntean, Oberärztin an der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel, erklärt die Zusammenhänge

Die Beine kribbeln, langes Sitzen ist unmöglich, die Nächte sind eine Qual mit Umherlaufen, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit am nächsten Tag. Patienten mit dem so genannten Restless-Legs-Syndrom (RLS), haben oft einen langen Leidensweg hinter sich, bevor ihre Erkrankung erkannt wird. Darauf will der 10. Welt-RLS-Tag am 23. September 2023 hinweisen. Es ist der Geburtstag des schwedischen Neurologen Karl-Axel Ekbom († 15. März 1977 in Uppsala), der RLS 1945 erstmals beschrieb. „Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung“, erklärt Dr. Maria-Lucia Muntean, Oberärztin an der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel. „Charakteristisch sind Missempfindungen, Kribbeln oder Schmerzen in den Beinen, die meistens in Ruhe, am Abend oder in der Nacht auftreten. Die Betroffenen verspüren einen Drang, sich zu bewegen. Die Bewegung lindert dann für eine Zeit die Beschwerden, sie treten aber erneut auf, sobald die Person sich wieder hingelegt hat. Im Lauf der Zeit können auch die Arme oder sogar der ganze Körper betroffen sein.“ Das Restless-Legs-Syndrom zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung jeden Alters leiden nach Schätzungen in Deutschland daran. Nur zwei Prozent der Betroffenen finden allerdings den Weg zum Arzt.

Diagnose ist nicht nur Expertensache

Die Diagnose eines Restless-Legs-Syndroms wird in der Regel von Schlafmedizinern oder Neurologen vorgenommen, kann aber auch von jedem Arzt gestellt werden. Dazu reicht in den meisten Fällen eine ausführliche Anamnese, das heißt, eine gesundheitliche Befragung. Komplizierter wird es, wenn die Kommunikation mit den Betroffenen beeinträchtigt ist oder wenn andere Diagnosen, die ähnliche Symptome wie RLS haben, parallel vorliegen. Dazu gehören zum Beispiel Patienten mit Polyneuropathien (Leiden der Beinnerven).

Eisenmangel ist oft Ursache

Die Ursachen für das Restless-Legs-Syndrom sind nach derzeitigem medizinischem Forschungsstand vielfältig. „Patienten mit Eisenmangel haben häufig RLS-Beschwerden, da der Eisenmangel eine wichtige Rolle bei der Entstehung des RLS hat“, erklärt Dr. Maria-Lucia Muntean, die selbst Vorstandsmitglied der European Restless Legs Study Group (EURLSSG) ist. „Bei allen RLS-Patienten ist es deshalb wichtig, regelmäßig den Eisenhaushalt zu kontrollieren und gegebenenfalls Eisen zu ergänzen.“ Auch eine Reihe von Medikamenten können RLS verursachen oder die vorhandenen Beschwerden verschlechtern. „Deswegen ist es wichtig, immer die aktuelle Medikation mit dem behandelnden Arzt zu besprechen und wenn möglich die Medikamente, die das RLS verschlimmern können, umzustellen“, erläutert die Ärztin.

Apnoe-Patienten gefährdet

Deutlich schlimmer werden die RLS-Beschwerden bei schlafbezogenen Atemstörungen (Schlafapnoe-Syndrom). Wenn eine übermäßige Tagesschläfrigkeit besteht, Atemaussetzer beobachtet werden, oder die RLS Beschwerden sich trotz adäquater Therapie nicht bessern, wird die Untersuchung in einem Schlaflabor empfohlen. „Andere Schlafprobleme, wie zum Beispiel Traumschlafverhaltensstörungen, Hypersomnien oder ungeklärte Durchschlafstörungen können RLS Symptome ähneln und empfehlen dann dringend eine Untersuchung im Schlaflabor“, so Dr. Muntean, die auch Leiterin des Schlaflabors an der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel ist. Darüber hinaus tritt RLS häufig bei Patientinnen während der Schwangerschaft auf. Hier ist fast ein Drittel der Frauen betroffen. Schuld daran sind möglicherweise hormonelle Veränderungen, ein Eisenmangel oder eine genetische Veranlagung.

Individuelle Therapie erforderlich

Die Therapie bei RLS richtet sich nach der individuellen Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Schlafqualität der Betroffenen. Es gibt eine Reihe von nicht-medikamentösen Möglichkeiten, die als erstes versucht werden, wie mäßig intensiver Sport und Massage Erst wenn diese nicht mehr helfen, sind Medikamente erforderlich. Und auch dann in der niedrigsten möglichen Dosierung, um Nebenwirkung und Komplikationen zu vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat 2022 zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) eigens Leitlinien für RLS herausgegeben (www.dgn. org/leitlinien), die Hinweise für das Therapieverfahren geben. In sehr schwierigen Fällen kann sogar ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig sein. In der Paracelsus-Elena-Klinik Kassel können ab Oktober 2023 RLS-Patienten ambulant im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) oder auch stationär unter Nutzung des hauseigenen neurologischen Schlaflabor behandelt werden.

Weitere Informationen zum Thema Restless Legs Therapie haben wir für Sie in unserer Paracelsus Elena-Klinik Kassel zusammengestellt.