10. März 2022 

Künstlicher Darmausgang

Ein künstlicher Darmausgang, auch Stoma genannt, ist in manchen Fällen von Dick- und Mastdarmkrebs oder chronisch entzündlichen sowie erblichen Darmkrankheiten erforderlich – vorübergehend oder auch für immer. Ein solches Stoma ist oft lebensrettend und lässt sich erstaunlich schnell und unkompliziert in den Alltag integrieren. Auch Dank der gut ausgebildeten Kontinenz- und Stoma-Berater an der Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck.

Ein künstlich geschaffener Darmausgang (Stoma), meist in Bereich der vorderen Bauchwand, löst bei Betroffenen häufig Ängste und Ablehnung aus. Allzu oft sind Fehlinformation bzw. subjektiv gefärbte Schilderungen der Grund für diese eher ablehnende Haltung gegenüber einer Stoma-Anlage. Gesehen werden lediglich die damit verbundenen Veränderungen der Lebensqualität bzw. des eigenen Körpergefühls. Der hohe Nutzen des meist sogar lebensrettenden Eingriffs gerät so aus dem Blick. „Als Arzt muss ich dem Patienten mit Verständnis und Einfühlungsvermögen gegenübertreten. Der Patient und seine Angehörigen müssen den Eingriff und die Notwendigkeit einer Stoma-Anlage vollumfänglich nachvollziehen und verstehen können“, erklärt Dr. med. Kathrin Tröger, chirurgische Chefärztin an der Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck.

Ein Stoma rettet Leben

Verschiedene Erkrankungen, u.a. Dick- und Mastdarmkrebs, chronisch entzündliche sowie erbliche Darmkrankheiten können unter speziellen Umständen (Darmverschluss, Darmperforation mit Bauchfellentzündung) die Anlage eines Stomas erforderlich machen. In manchen Situationen ist die Stomaanlage der zwingend notwendige Schritt, um gute Heilungschancen zu erzielen. Oder das Stoma stellt die einzig vorhandene lebensrettende Maßnahme dar.

Ist der künstliche Darmausgang endgültig?

In den meisten Fällen kann ein künstlich angelegter Darmausgang nach Abschluss des Heilungsprozesses und Erholung des Patienten wieder zurückverlegt werden. Bei sehr tief gelegenen Mastdarmgeschwülsten, bei denen eine Entfernung des Schließmuskelsystems erforderlich ist oder wenn therapiebedingt dessen Funktionalität bleibend beeinträchtigt ist, muss allerdings ein dauerhafter Ausgang angelegt werden. Ohne Schließmuskel ist keine Kontrolle über die Stuhlentleerung mehr möglich. In diesen Fällen wird ein definitiver künstlicher Darmausgang geschaffen. Aber auch dann kann der Patient mit anfänglicher Unterstützung von speziell ausgebildetem Pflegepersonal (Kontinenz -und Stomaberater) rasch den richtigen Umgang mit dem Stoma erlernen und einen nahezu normalen Alltag führen. Die vorhandenen modernen Beutel- und Versorgungssysteme (hautfreundliche Klebstoffe, Geruchsfilter, vorgefertigte Größen) bieten einen sehr hohen Tragekomfort und ermöglichen nahezu uneingeschränkte soziale Kontakte.

Alltag mit künstlichem Darmausgang?

Eine besondere Ernährungsumstellung ist bei Stomaträgern generell nicht erforderlich. Ob und wie man die Ernährung anpassen sollte, hängt von der Stuhlkonsistenz sowie dem Entleerungsrhythmus ab. Da muss jeder Patient individuelle Erfahrungen sammeln. Es empfiehlt sich jedoch, grundsätzlich auf eine ausgewogene, fleischarme und eher an der mediterranen Küche orientierte Ernährungsweise zu achten.

Unter der normalen Kleidung ist der Beutel nicht oder kaum erkennbar. Auch duschen, baden oder schwimmen sind mit einem Stoma ohne Probleme möglich. Der Beutel bleibt dicht, eventuell muss aber der Geruchsfilter abgeklebt werden. Körperliche Aktivitäten werden durch ein Stoma nur minimal beeinträchtigt, die meisten Sport- und Freizeitbeschäftigungen können wie gewohnt ausgeführt werden.

Vielen Betroffenen fällt es zwar zunächst schwer, die veränderte körperliche Situation zu akzeptieren. Mit der Zeit und mit der entsprechenden Unterstützung finden Betroffene aber ziemlich rasch zu einem neuen Selbstwertgefühl zurück. Das Stoma dominiert in keinster Weise das Alltagsleben.