9. Juli 2021 

200. Patient nach erfolgreicher Adaption in der Paracelsus Berghofklinik II entlassen

Die Adaption Paracelsus Berghofklinik II unterstützt Suchtpatienten dabei, sich ein stabiles Lebens- und Arbeitsumfeld aufzubauen und neue Lebensqualität zurückzugewinnen

Die Ablösung aus dem Klinikumfeld einer stationären Entwöhnungsbehandlung ist für viele Suchtpatienten mit Leistungsdruck, Angst vor Versagen oder auch Angst vor dem Auslösen sozialer Konflikte und erhöhter Rückfallgefahr verbunden. Im geschützten Rahmen einer Adaption in der Paracelsus Berghofklinik II in Bad Essen bietet sich die Möglichkeit, unter realen Alltagsbedingungen den Therapieerfolg zu verfestigen und den Übergang in einen suchtmittelfreien Alltag zu bewältigen. In diesen Tagen wurde der 200. Patient seit der Eröffnung 2017 nach einer erfolgreichen Adaptionsmaßnahme entlassen.

Neben einem Berufspraktikum mit Wohnungssuche steht insbesondere die eigenständige Lebensführung im Mittelpunkt der Behandlung. Unter therapeutischer Begleitung lernen die Patientinnen und Patienten neben der Festigung ihrer Abstinenz und ihrer beruflichen Wiedereingliederung bspw. die selbstständige Strukturierung eines Tagesablaufs und der Haushaltsführung mit gesunden Kochanleitungen oder Tipps zum Wohnungsputz. Auch die Vorbereitung auf Bewerbungs- und Vorstellungsgespräche sowie die Auseinandersetzung mit den individuellen Lebenszielplanungen gehören zu den Therapieinhalten. Übergeordnetes Ziel dabei bleibt: Den Weg aus der Sucht zurück ins Leben und die Wende im eigenen Leben zu schaffen.

Unternehmen der Region bieten Praktikumsplätze

Nach der Eingewöhnung in der neuen Wohnumgebung und der Einleitung der Therapieziele wie Praktikums- oder Wohnungssuche in den ersten Wochen folgt in der zweiten Phase das mindestens vier- bis sechswöchige halb- bis ganztägige Praktikum in einem Betrieb in der Nähe der Adaptionseinrichtung, um berufliche Perspektiven zu entwickeln. Paracelsus hat in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Unternehmen der Region eine enge Zusammenarbeit aufgebaut, sodass Praktikumsplätze aus unterschiedlichen Branchen wie Logistik, ambulanter Pflege, Handwerk oder Einzelhandel für die Patienten zur Verfügung stehen. „Wir sind froh, dass unsere Patienten entsprechend ihrer Kompetenzen und Interessen in ein Praktikum gehen können und so ein wirklich wichtiges Training erhalten. Gleichzeitig haben die Patienten während eines solchen Praktikums Erfolgserlebnisse, sie sind Teil eines Teams, verbessern Fertigkeiten, stärken ihr Selbstvertrauen und lernen Neues hinzu. All das ist nur Dank zahlreicher engagierter Unternehmen hier in der Region möglich“, so Rieke Kuhlmann, sozialpädagogische Leiterin der Paracelsus Berghofklinik II. Auch im Falle des 200. Patienten hat das Betriebspraktikum viele berufliche Möglichkeiten eröffnet. Seitens des Betriebs erfuhr der betroffene Patient großes Verständnis für seine Erkrankung und bekam zum Ende des Praktikums das Angebot zur Ausbildung und einer langfristigen Tätigkeit. Insbesondere für sich persönlich und seine berufliche Perspektive hat der aus dem Handwerk stammende Patient durch das Praktikum erkannt, dass eine Tätigkeit mit Menschen das angestrebte Ziel sein wird.

Start in ein suchtmittelfreies Leben

Zum Ende der mindestens drei- bis viermonatigen Adaptionsphase folgt die aktive Ablösung aus der Einrichtung. Damit verbunden ist der Start in die vollständige Eigenständigkeit. „Unsere Patienten bekommen im Laufe ihrer Therapie das Gefühl zurück, wieder allein ihren Tag gestalten und normal leben zu können. Sie finden ihre Lebensqualität wieder, Freude und Stolz machen sich breit. Wenn dann noch die Praktikums- und Wohnungsvermittlung erfolgreich verläuft, ist wirklich sehr viel erreicht. Das alles geschafft zu haben gibt den Patienten Aufwind für ihr künftiges suchtmittelfreies Leben“, berichtet Kuhlmann aus dem Therapiealltag. „Dies gilt auch für unseren 200. Patienten, dem eine erfreuliche Perspektive gegeben worden ist, sowohl beruflich als auch im Hinblick auf die Wohnungssuche.“

Bezahlbarer Wohnraum ist zusätzliche Hürde

Erfreut zeigen sich Rieke Kuhlmann und ihr Team grundsätzlich auch darüber, dass Patienten, die sich in und um Bad Essen niederlassen wollen, nahezu problemlos an einen Job oder eine Ausbildung kommen könnten. Das Problem sei eher der sich zuspitzende Wohnungsmarkt. „Seit der Eröffnung 2017 wird es mit jedem Tag schwieriger, im Rahmen der Adaptionsphase geeigneten und bezahlbaren Wohnraum für unsere Patienten zu finden. Unsere Patienten nutzen oft zunächst kurzfristige Lösungen über Airbnb oder Montagewohnungen, denn eine feste Wohnmöglichkeit ist nicht in Aussicht“, verdeutlicht Kuhlmann die schwierige Wohnungssuche für die Patienten. Trotz großer Motivation, guten Auftretens und einer Job-Perspektive blieben viele der Betroffenen erfolglos. „Wir freuen uns über jeden Privatvermieter, der bezahlbaren Wohnraum für unsere Patienten anbieten kann und auf ihrem neuen Weg unterstützt“, unterstreicht sie abschließend.