Schmerzschrittmacher bei chronischen Rückenschmerzen

Spinal Cord Stimulation (SCS) / Spinale Neurostimulation

Definition und Anwendungsbereich des Schmerzschrittmachers

Elektronische Schmerzausschaltung durch Neurostimulator

Die Rückenmarkstimulation (engl. spinal cord stimulation / SCS) ist ein minimalinvasives operatives Verfahren zur Behandlung chronischer Rückenschmerzen und chronischer Schmerzen in den Beinen. Dabei kommt ein sogenannter Neurostimulator bzw. Neuromodulator zum Einsatz. Ein Neurostimulator ist ein kleines Gerät, das unter der Haut implantiert wird, meistens im Bauchraum, und über eine Sonde elektrische Impulse an die Nerven im Rückenmark sendet. Die Sonde / Elektrode, die auf dem Rückenmarksschlauch platziert ist, kann von dort zielgerichtet Impulse setzen, mit denen das Schmerzempfinden bei therapieresistenten, chronischen Schmerzen permanent ausgeschaltet oder gelindert wird. Deshalb wird diese Rückenmarkstimulation auch als Schrittmacher für das Nervensystem bezeichnet – ein “Schmerzschrittmacher”.

Die Nerven werden durch einen Schmerzschrittmacher nicht geschädigt, der Prozess kann bei Bedarf sogar komplett rückgängig gemacht werden.

Ein Modell der Wirbelsäule. Bei chronischen Schmerzen kann Neurostimulation helfen.

Symptome / Anwendungsbereiche

Wann kommt eine Rückenmarkstimulation mittels Schmerzschrittmacher in Frage?

Die Behandlung durch Neurostimulation eignet sich als Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen nach Bandscheibenvorfällen, nach Operationen an der Wirbelsäule, bei chronischen Schmerzen nach verschiedensten Krankheiten wie Gürtelrose, Morbus Raynaud, Ischiasschmerzen im Bein, aber auch bei Phantom‑ und Stumpfschmerz. Allen Schmerzerkrankungen gemein ist, dass es in der Gesamtsituation häufig zu einer sehr belastenden Kombination aus Rücken- und Beinschmerzen kommt. Dies bedeutet für die Betroffenen eine deutliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität.

Diagnose

Ursache der chronischen Rückenschmerzen ermitteln

Bevor die Neurostimulation als Schmerztherapie in Erwägung gezogen werden kann, muss die genaue Ursache der Beschwerden und ein exaktes Bild über die Gesamtsituation ermittelt werden: durch sorgfältige Befragung und Befunderhebung mit orthopädisch-neurologischer Untersuchung und ggf. Untersuchungen wie MRT oder CT. Auf Basis der neurologisch-orthopädischen Untersuchung, dem Anamnesegespräch sowie den Resultaten der bildgebenden Untersuchungen lässt sich abschätzen, ob eine Rückenmarkstimulation mittels Schmerzschrittmacher individuell sinnvoll ist.

Behandlung

So verläuft eine Schmerzschrittmacher-OP

Die Implantation eines Neurostimulators läuft in drei Schritten ab.

Im ersten Schritt wird die Elektrode auf minimalinvasivem Weg eingesetzt. Daran schließt sich eine Testphase an. Etwa nach einer Woche später erfolgt in einem weiteren minimalinvasiven Eingriff die Implantation des Impulsgenerators.

  • 1: Implantation der Elektrode
    Über einen kleinen Schnitt in Höhe der mittleren Brustwirbelsäule wird eine kleine Elektrode auf der Dura, der äußeren Schicht des Rückenmarks und der Nervenwurzeln, platziert. Dies erfolgt perkutan, also durch ein kleines Röhrchen durch die Haut hindurch. Der Test-Neurostimulator selbst wird nicht implantiert, sondern verbleibt als externes Gerät außerhalb des Körpers.
  • 2: Testphase
    Der Test-Neurostimulator kann bequem mit einer Hand auf eine bestimmte elektrische Impulsstufe eingestellt werden. In einem Zeitraum von zwei bis drei Tagen wird zunächst auf Station überprüft, ob sich durch die Spinal Cord Stimulation eine Schmerzfreiheit bzw. starke Schmerzlinderung erreichen lässt. Anschließend werden Sie nach Hause entlassen und testen die Wirkung der Rückenmarkstimulation für drei bis vier weitere Tage. Nach der Testphase von ingesamt etwa sieben Tagen besprechen wir Ihnen das Ergebnis. Wenn der Neurostimulator Beschwerdefreiheit bzw. eine starke Linderung der chronischen Rückenschmerzen oder Beinschmerzen bewirkt, kommt eine permanente Implantation infrage.
  • 3: Die Schmerzschrittmacher-OP
    Nach erfolgreicher Testphase wird der Neurostimulator, der etwa der Größe einer kleinen Uhr hat, über einen Schnitt von ca. vier Zentimetern im Bereich der Lendenwirbelsäule unter die Haut implantiert. Dabei wird das Gerät auf diejenige Einstellungsstufe programmiert, die in der Testphase zur größtmöglichen Beschwerdelinderung oder -freiheit beigetragen hat. (Die Einstellung kann später angepasst werden.)

Nach der Operation

Nachhaltige Schmerztherapie

Nach der Implantation bleiben Sie zwei bis drei Tage zur Beobachtung in der Klinik. In dieser Zeit kann auch die Impulsstufe der Spinal Cord Stimulation von außen mithilfe einer Fernbedienung individuell angepasst werden.
Patienten mit Schmerzschrittmacher werden über unsere Sprechstunde weiterhin eng betreut. In regelmäßigen Abständen finden Verlaufsgespräche statt und ggf. Anpassungen der Therapie statt.

Die Batterien des Neurostimulators haben eine Lebenszeit von etwa acht bis zehn Jahren, spätestens dann muss ein neues Stimulationsgerät (der Schmerzschrittmacher) eingesetzt werden. Die am Rückenmark implantierten Elektroden müssen nicht ausgetauscht werden.

Ansprechpartner

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Hier finden Sie unseren Paracelsus-Fachkreis Wirbelsäulenchirurgie unter Leitung unseres Arztes Dr. med. Jürgen Ropers, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Chirurgie, Spezielle Unfallchirurgie, Manuelle Medizin am Klinikum Henstedt-Ulzburg:

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