Psychologische Leitung der Paracelsus Klinik Scheidegg
7. November 2022 

Kinder krebskranker Eltern leiden

Am 7. November ist Kindertag krebskranker Eltern. Auch Kinder belastet die Krebserkrankung eines Elternteils. Die Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ der Paracelsus Klinik Scheidegg und der KJF Fachklinik Prinzregent Luitpold ermöglicht es Tumorpatienten, gemeinsam mit ihren Kindern eine Reha zu machen.

 Die Krebserkrankung eines Elternteils ist ein tiefer Einschnitt, der die gesamte Familie betrifft, auch die Kinder. Denn die langwierige Behandlung bedeutet, dass Mutter oder Vater oft weg, körperlich geschwächt und verändert sind. Das belastet die Kinder. Hinzu kommt, dass Kinder krebskranker Eltern eine Vorstellung über die Erkrankung haben, die nicht immer der Wirklichkeit entspricht. Alles zusammen macht ihnen Angst. Die Folgen davon sind Trennungs- und Verlustängste. Häufig ziehen sich diese Kinder sozial zurück, weil sie lieber bei Mama oder Papa bleiben wollen. Auch Überanpassungen resultieren aus ihren Ängsten. Das Kind wird z.B. besonders brav oder besonders gut in der Schule. Größere Kinder ziehen sich häufig zurück, speziell von dem krebskranken Elternteil. Sie wollen nicht über den Krebs sprechen, tun so als wäre nichts. Häufig entstehen auch Aggressionen oder die Kinder trauern sogar.

Kombi-Reha kann Kindern krebskranker Eltern helfen

In der Paracelsus Klinik Scheidegg hat man bereits vor über zehn Jahren diese Problematik erkannt. Auch stellte man fest, dass speziell jüngere Mütter bzw. Mütter mit kleinen Kindern oder Alleinerziehende nach der Akuttherapie ihrer Krebserkrankung auf die sich anschließende, wichtige Rehabilitation verzichten, um ihre Kinder nicht noch weitere drei Wochen alleine zu Hause zurückzulassen. Hat das Kind selbst bereits eine Vorerkrankung wie Asthma, Diabetes oder ADHS, wollen die meisten Tumorpatienten gar nicht zur Reha. Zusammen mit der KJF Fachklinik Prinzregent Luitpold, die auf die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen spezialisiert ist, wurde die Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ auf den Weg gebracht. Sie ermöglicht krebskranken Müttern oder Vätern eine gleichzeitige Reha zusammen mit ihren Kindern in Scheidegg. Das bedeutet, dass Kinder krebskranker Eltern gleichzeitig und am selben Ort eine Reha für ihre Erkrankung oder ihre psychische Belastung, die wiederum durch die Tumorerkrankung des Elternteils entstand, erhalten.

Bundesweite Versorgungslücke geschlossen

Beide Kliniken haben damit eine bundesweite Lücke in der Nachsorge von Krebspatienten und ihren Kindern geschlossen. VieleTumorpatienten nehmen das Angebot jedoch nicht wahr. Dafür gibt es mehrere Gründe. Manchmal möchte die Familie einfach so schnell wie möglich wieder in den Alltag zurückkehren. Manche Eltern unterschätzen auch die Auswirkungen der elterlichen Krebserkrankung auf den Nachwuchs. Und viele Betroffenen aber auch Beratungsstellen kennen das Angebot schlicht nicht.

Verhaltensänderungen bei Kindern genau beobachten

Dass Kinder unter der Krebserkrankung der Eltern leiden, ist selbstverständlich. Doch sollte genau darauf geachtet werden, wie sich die Verhaltensänderung auswirkt. Darauf weist Claudia Körper, Leiterin Psychologie in der Paracelsus Klinik Scheidegg hin: „Nicht alles ist behandlungsbedürftig. Vieles glättet sich mit der Zeit. Denn auch Kinder machen einen krankheitsbezogenen Prozess durch.“

Wichtig ist also, darauf zu achten, wie stark sich die Veränderung auswirkt. Auch psychosoziale Faktoren sind wichtig: Bei Alleinerziehenden oder Personen, die wenig soziale Unterstützung erhalten, können sich die Verhaltensänderungen der Kinder stärker auswirken. Auch die bereits vor der Krebserkrankung des Elternteils bestehenden psychischen Beschwerden eines Kindes, wie z.B. ADHS, müssen mit einbezogen werden.

„Jede psychologische Unterstützung eines Kindes krebskranker Eltern verstehen wir zunächst als präventiv, damit das Kind nicht mit einer vermeidbaren Last weiter durchs Leben gehen muss,“ erklärt Claudia Körper abschließend. Die Kombi-Reha „Mama hat Krebs“ ermöglicht krebskranken Mütter oder Vätern gemeinsam mit ihren Kindern eine Rehabilitation durchzuführen, damit beide wieder in ein möglichst normales, gesundes Leben zurückkehren können, das nicht von der Diagnose Krebs dominiert ist.