29. September 2021 

Leben mit Stoma

Anlässlich des Welt-Stoma-Tages am 2. Oktober macht die Paracelsus Klinik am See in Bad Gandersheim, die u.a. auf die Nachsorge von gastroenterologischen Tumoren spezialisiert ist, auf das Thema “Leben mit Stoma” aufmerksam. Wichtigste Botschaft: Das Leben mit einem künstlichen Darmausgang muss nicht durch Einschränkungen im Alltag gekennzeichnet sein.

Was ist ein Stoma?

Stoma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Mund oder Öffnung. Ein Stoma ist medizinisch gesehen eine künstliche Verbindung zwischen einem Hohlorgan und der Körperoberfläche, also einer operativ angelegten Körperöffnung. In Deutschland leben geschätzt 150.000 Menschen mit einem künstlichen Darmausgang.

Stoma gibt es schon seit Jahrhunderten

Die ersten Stomata gab es bereits 350 v. Christus. Im 18. Jahrhundert wurden erste Stoma-Anlagen operativ durchgeführt. Zur Versorgung dienten sowohl Zellstoff als auch Stofflappen. Im 20. Jahrhundert verwendete man dann Blechschüsseln, die von einem Schmid angepasst und mit einem Gurt fixiert wurden. 1957 wurde schließlich die erste Firma gegründet, die sich auf Stomaversorgung spezialisierte. Die Schwester der Firmengründerin hatte selbst ein Stoma.

Seitdem geht die Entwicklung in der Stomaversorgung kontinuierlich weiter. Insbesondere bei der operativen Therapie von intraabdominellen Tumoren (z.B. Darmkrebs oder Blasenkrebs) wird der künstliche Darmausgang bereits während der Tumoroperation angelegt. Anschließend wird der Patient schon in der Akut-Klinik in der Versorgung des Stomas angelernt und über die hygienischen Hilfsmittel informiert

Reha unterstützt Betroffene bei allen Fragen im Umgang mit dem Stoma

Die Anlage eines künstlichen Darmausgangs bedeutet für die betroffenen Patienten oft eine sehr hohe psychische Belastung. Durch die außerdem immer kürzeren Verweildauern im Krankenhaus besteht längerfristig ein erhöhter Informations- uns Schulungsbedarf sowie häufig noch Unsicherheit im Umgang mit dem künstlichen Ausgang.

Im Rahmen einer Anschlussrehabilitation (AHB) können hier speziell geschulte Stoma-Therapeuten sowie weiteres erfahrenes Fachpersonal den betroffenen Patienten eine große Hilfe anbieten. Denn die Patienten haben viele Fragen, z.B.: Was ist die passende Versorgung meines Stomas? Welche Hygiene-Artikel benötige ich? Wie geht es mit meiner Arbeit weiter? Kann ich mit Stoma überhaupt noch meinen Beruf ausüben? Was ist mit meinen Freizeitaktivitäten, Urlaubsreisen und natürlich mit meinen sozialen Kontakten? Auch eine psychologische Betreuung kann hier eine wertvolle Unterstützung bieten.

Zu den Aufgaben des Pflegedienstes der Paracelsus Klinik am See gehört daher nicht nur die Anleitung und Hilfestellung bei der Versorgung, sondern auch die Beratung und der Umgang mit dem Stoma im Alltag. Gemeinsam mit den Betroffenen werden individuelle Lösungen gesucht. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, unterschiedliche Versorgungssysteme gezeigt zu bekommen.

Ein grundlegendes Reha-Ziel der Paracelsus Klinik ist es, die Betroffenen auf dem Weg in die Selbständigkeit zu unterstützen. Zum Glück gibt es heutzutage verschiedene Versorgungssysteme und viele Hilfsmittel, die den Umgang mit dem Stoma erleichtern.

Hilfsmittel unterstützen im Alltag und bei Freizeitaktivitäten

Bei manchen Patienten bilden sich um das Stoma herum allergische Reaktionen oder Hautläsionen. Hier helfen verschiedene Hautschutzartikel. Darüber hinaus gibt es z.B. Bauchgurte, die vor eventuellen Stoma-Komplikationen, z.B. Hernien, schützen. Viele Patienten haben Angst, das Stoma könnte sich lösen. Spezielle Gürtel, die an die Stoma-Anlage angeklickt werden, erhöhen die Sicherheit für die Patienten. Ihren Beruf können Stomaträger daher in der Regel ganz normal weiter ausüben. Einschränkungen gibt es bei Berufen, die schwere körperliche Arbeiten erfordern. Stoma-Träger dürfen nicht mehr als 10 kg heben.

Wer gerne Schwimmen geht, kann heutzutage mit einem Stoma auch ins Wasser. Eigentlich muss hier auf nichts Besonderes geachtet werden, außer dass das Stoma gut sitzen und hinterher gewechselt werden sollte. Es gibt mittlerweile sogar spezielle Bademode und für Damen auch Dessous. Die Hosen sind höher geschnitten und ein stärkeres Material kommt zum Einsatz. Das erhöht das Gefühl der Sicherheit und erfüllt auch Ansprüche an die Optik. Wer gerne Ballsportarten ausübt, kann spezielle Kappen benutzen, die über das Stoma gezogen werden und so Verletzungen vorbeugen.

Auch Urlaubsreisen sind mit einem künstlichen Ausgang kein Problem. Selbst für Durchfallerkrankungen, die man sich in manchen fernen Urlaubsländern zuziehen kann, gibt es verschiedenen Beutelsysteme, die eine unkomplizierte Versorgung sichern.

Patienten, die unter vermehrten Blähungen leiden und daher nicht mehr in die Öffentlichkeit gehen wollen, selbst Kontakte zu Freunden und Bekannten reduzieren oder einstellen, profitieren von einem speziellen Schallschutz, der über der Stomaanlage angebracht wird.

Interdisziplinärer Austausch gibt Sicherheit

In der Paracelsus Klinik am See erhalten Patienten außerdem während ihrer Reha wertvolle Tipps von den Ernährungsberaterinnen, wie sie Stuhlunregelmäßigkeiten und die damit verbundenen Probleme im Alltag verhindern können.

„Der interdisziplinäre Austausch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen, die sich um die Patienten kümmern, ist hier in der Klinik sehr wichtig und stellt für die Patienten eine Sicherheit dar“, erklärt Kirsten Pape, Pflegedienstleiterin der Klinik am See. Die Mitarbeitenden sehen es als ihre Aufgabe, die betroffenen Patienten auf ihrem Weg in den Alltag beratend zu unterstützen und zu stärken.

Durch Reha gemeinsam stark werden

Darüber hinaus bringt eine Reha den Betroffenen weitere Vorteile. Denn gerade diejenigen, die sich aus dem öffentlichen bzw. gesellschaftlichen Leben zurückziehen, weil sie Angst haben, man könnte ihr Stoma bemerken, lernen in der Reha Gleichgesinnte, also ebenfalls Stomaträger, kennen. Sie können sich austauschen und spüren, sie sind nicht allein. Das macht Mut, stärkt das Selbstwertgefühl und damit auch das Selbstbewusstsein, um wieder aktiv am Leben teilzunehmen.