Birgit Ayosso ist seit dem 01.01.2021 Chefärztin der Klinik an der Gande und verfügt über langjährige Erfahrung als Orthopädin und Schmerztherapeutin.
23. August 2023 

Unbedingt mehr Bewegung in den Alltag bringen

  • Chefärztin der Paracelsus Klinik an der Gande in Bad Gandersheim warnt vor den Folgen des Sitzens
  • Studie: Nicht einmal jeder Fünfte lebt rundum gesund
  • Schon 30 Minuten Bewegung am Tag reichen aus

Die Zahlen lassen aufhorchen: Jeder Deutsche sitzt durchschnittlich 9,2 Stunden am Tag und damit noch einmal eine halbe Stunde länger als während der Pandemie (2021: 8,7h). Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar mehr als 10 Stunden. Nur 17 Prozent der Deutschen erreichen die Werte für ein rundum gesundes Leben in den Bereichen körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 2.800 Erwachsenen im Rahmen des siebten Reports „Wie gesund lebt Deutschland?” der Deutschen Krankenversicherung AG (DKV) und der Deutschen Sporthochschule Köln, der Mitte August veröffentlicht wurde. Anlässlich dieser Zahlen raten Experten der Paracelsus-Kliniken dringend zu mehr Bewegung im Alltag.

Gift für die Muskeln

„Eine der häufigsten Auswirkungen von langem Sitzen sind Rückenprobleme”, erklärt Birgit Ayosso, Chefärztin der Orthopädie der Paracelsus Klinik an der Gande Bad Gandersheim. „Die inaktive Haltung kann Muskelverspannungen, insbesondere im unteren, aber auch im oberen Rückenbereich, verursachen.” Langfristig, so die Ärztin, könne das stundenlange Sitzen zu einer schlechten Körperhaltung führen, zu orthopädischen Haltungsproblemen wie Rundrücken oder einer vermehrten Lendenlordose (Hohlkreuz). Weil durch das lange Sitzen bestimmte Muskeln kaum beansprucht würden, sei auch der Abbau von Muskelmasse nicht selten. Besonders die Muskulatur der Beine, des Gesäßes und des Rumpfes seien betroffen. Aber nicht nur negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat seien die Folge, auch die Gesamt-Gesundheit leide: Langes Sitzen erhöhe das Risiko für zahlreiche Krankheiten wie z.B. Übergewicht, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und sogar das Risiko für Krebserkrankungen steige.
Um diesen Folgen entgegenzuwirken, sei es wichtig, regelmäßige Bewegung in den Alltag zu integrieren. Stehpausen, kurze Spaziergänge, Dehnübungen und körperliche Aktivitäten könnten helfen, die negativen Auswirkungen von langem Sitzen zu minimieren.

Schon 30 bis 40 Minuten am Tag reichen

Unter dem Strich lautet der Ratschlag der Ärztin: Es muss mehr Bewegung in den Alltag. Damit liegt sie auf einer Linie mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bei Erwachsenen pro Woche mindestens 150–300 Min. moderate Ausdauerbelastungen oder mindestens 75–150 Min. intensive körperliche Belastungen empfiehlt, um gesundheitlich fit zu bleiben. Das sind 30 bis 40 Minuten am Tag. Ganz gleich ist es dabei übrigens, ob die Bewegung bei der Arbeit, im Haushalt, beim Sport oder in der Freizeit erfolgt. Entscheidend – so auch die Studie – sei die Regelmäßigkeit der Bewegung. Darüber hinaus sollte man an mindestens zwei Tagen pro Woche kräftigende Übungen für alle größeren Muskelgruppen durchführen und die über 65-jährigen sollten an mindestens drei Tagen pro Woche Gleichgewichtsübungen und Krafttraining machen, um Stürze zu vermeiden.

Die Reha-Spezialisten von Paracelsus raten dazu, die Art und Intensität der Bewegung an die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen. Ein individueller Fitness- und Gesundheitscheck sei vor dem Beginn eines Bewegungstrainings auf jeden Fall sinnvoll, um spätere Frustrationen und Abbrüche zu vermeiden. Letztendlich könne dann ein ausgewogener Mix aus aeroben Aktivitäten (z. B. Laufen, Radfahren), Krafttraining und Flexibilitätsübungen dazu beitragen, die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zu maximieren und im Alter fit zu bleiben.