15. Februar 2024 

Einschränkungen im Riechvermögen und Auffälligkeiten im Traumschlaf als Risikofaktoren für Parkinson – internationale Anerkennung für erste Ergebnisse der gesund altern-Studie der Paracelsus-Elena-Klinik

160.000 versendete Teilnahmekarten an die Bevölkerung, fast 9.000 ausgefüllte Online-Fragebögen, 3.000 Riechtest mit einem Rücklauf von 90 Prozent, 300 Einladungen an Teilnehmende zur klinischen Untersuchung und davon nun bereits über die Hälfte in der Paracelsus-Elena-Klinik durchgeführt – das sind die Zahlen des aktuellen Standes der Studie „gesund altern“ der Paracelsus-Elena-Klinik. Doch beeindruckender als die Zahlen, sind die ersten Ergebnisse der Studie, die sogar bereits international Beachtung finden.
170 Teilnehmende wurden mittlerweile in der Paracelsus-Elena-Klinik untersucht. Die dadurch gesammelten Ergebnisse untermauern, was seit geraumer Zeit in der Parkinsonforschung thematisiert wird: Ein deutlich erhöhtes Risiko an Parkinson zu erkranken haben Personen, die entweder eine Einschränkung in ihrem Riechvermögen oder eine Traumschlafverhaltensstörung aufweisen. „Bei der so genannten REM-Schlaf-Verhaltensstörung leben die Betroffenen ihre intensiven Träume aktiv motorisch oder vokal aus. Sie schlagen um sich, machen Laufbewegungen im Schlaf, schreien oder jammern laut“, erklärt Dr. Sebastian Schade, Oberarzt der Paracelsus-Elena-Klinik und einer der leitenden Ärzte des Forschungsteams. „Bei diesen Personen ist die Wahrscheinlichkeit eine Alterserkrankung wie Parkinson zu entwickeln eindeutig erhöht“, so der Neurologe.

Erweiterte Diagnosemöglichkeiten für Studienteilnehmende

Daher haben die Personen der gesund altern-Studie, bei denen ein solches Risiko festgestellt wurde, in Folge die Möglichkeit für weitere Untersuchungen der PPMI-Studie (der Parkinson‘s Progression Markers Initiative, der von der Michael J. Fox Foundation for Parkinson‘s Research (MJFF), geförderten, weltweit größten Parkinson-Biomarker-Studie) beizutreten. Im Rahmen dieser kann eine nuklearmedizinische Untersuchung des Hirnstoffwechsels, der so genannten DaT-SCAN, durchgeführt werden. „Bei Auffälligkeiten im DaT-SCAN, bei dem Areale des Gehirns untersucht werden, die bei Parkinson besonders betroffen sind, können wir gegebenenfalls die Wahrscheinlichkeit einer Parkinsonentwicklung noch besser einschätzen“, so Schade. „Als reine Risikountersuchungen ist diese Bildgebung derzeit nicht zugelassen, sie ist daher nur innerhalb klinischer Studien möglich“, erklärt Schade den enormen Vorteil, den Studienteilnehmer*innen haben.
Von gut 50 Proband*innen der gesund altern-Studie, die der Neurologe mittlerweile mit einem erhöhten Risiko an Parkinson zu erkranken in die PPMI-Studie aufgenommen und im DaT-SCAN hat untersuchen lassen, war etwa die Hälfte auffällig.
Durch die Teilnahme an der Studie werden diese Probandinnen nun halbjährlich in der Paracelsus-Elena-Klinik bei Folgeuntersuchungen betreut „Wir haben einen engen Kontakt mit den Studienteilnehmern. So stehen ihnen erweiterte Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten in der Elena-Klinik zur Verfügung. Zudem gibt es den Patienten Sicherheit, zu wissen, dass wir für sie da sind, sollte die Erkrankung ausbrechen,“ so Dr. Schade.

Wer wird in die Klinik geladen?

Bei den Teilnehmenden der Studie, die zu den weiteren Untersuchungen in die Klinik eingeladen werden, liegt nach den Ergebnissen ihres Online- und Riechtests entweder ein erhöhtes oder ein sehr geringes Risiko zur Entwicklung einer Alterserkrankung des Gehirns vor; beides Personengruppen, deren weiteren Verlauf der Neurologe und sein Team verfolgen wollen. „Für uns wird es natürlich spannend sein, zu sehen, ob unsere Risikoeinschätzung zutrifft. Diese Verläufe sind bedeutend für die Forschung“, erklärt Schade weiter und betont, dass es nicht nur die Teilnehmer mit erhöhtem Risiko seien, die wichtig sind, sondern auch jene, die gesund altern. „Von diesen können wir mindestens genauso viel lernen.“

Internationales Interesse an ersten Ergebnissen

Die ersten Ergebnisse der klinikeigenen Studie erfahren international große Anerkennung. Die Daten wurden unter anderem auf dem internationalen Parkinson-Experten-Kongress in Kopenhagen und bei der Michael J. Fox Foundation in New York vorgestellt. Die Foundation möchte nun in mehreren Ländern die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Riechtest für die Bevölkerung stark ausweiten und das Vorgehen der gesund altern-Studie übernehmen. „Bisher wurden in den USA Riechtest gezielt versendet.
Durch unseren enormen Erfolg mit gesund altern bei der Identifizierung von Personen mit stark erhöhtem Erkrankungsrisiko wird es der gesamten Bevölkerung in mehreren Ländern zukünftig möglich sein, an einem Riechtest teilzunehmen“, erklärt Prof. Dr. Brit Mollenhauer, Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik und leitende Studienkoordinatorin, den internationalen Erfolg ihrer Forschungsarbeit an der Elena-Klinik. In den USA und den Niederlanden ist der so genannte ST-direct (Smell-Test direct, deutsch: Direkter Riechtest) bereits angelaufen. In Deutschland wird die Umsetzung im Frühsommer erwartet. „Wir sind natürlich stolz, dass das Vorgehen, das zu unseren Forschungsergebnissen geführt hat, nun international übernommen wird“, so Mollenhauer.

Und die gesund-altern-Studie ist noch lange nicht am Ende. Wenn die Kohorte nach Abschluss aller Untersuchungen feststeht, sollen diese Proband*innen in regelmäßigen Abständen in der Elena-Klinik nachuntersucht werden.

2022 startete dieses einzigartige Forschungsprojekt mit der Kasseler Bevölkerung, dessen Ziel es ist, das Risiko für eine Erkrankung des Gehirns wie Parkinson oder Demenz frühzeitig zu erkennen, um bessere Präventionsstrategien entwickeln und früher mit Präventionsmaßnahmen und Behandlungen beginnen zu können.