13. Oktober 2022 

Körpereigener Knorpelersatz kann vor späterer Arthrose schützen 

Paracelsus Klinik Adorf/Schöneck bietet Verfahren zur Knorpelersatztherapie an.

Der menschliche Gelenkknorpel, der sogenannte hyaline Knorpel speichert bis zu 80 Prozent Gelenkflüssigkeit. Er sitzt an den Gelenkenden und wirkt dort wie ein Polster. Das Knorpelgewebe zeichnet sich durch seine elastischen, stoßdämpfenden und reibungsarmen Eigenschaften aus. Vor allem in den Kniegelenken ist das sehr wichtig, denn das Knie ist durch das Gewicht und die Bewegung des Menschen besonders starken Belastungen ausgesetzt. Bei einer Normalfunktion ist der Bewegungsmechanismus beim Kniegelenk mit einem Schwamm zu vergleichen – in der Bewegung wird Gelenkflüssigkeit ausgedrückt und wieder aufgesaugt. Durch Verletzungen, Fehl- und Schonhaltungen oder angeborene Fehlstellungen der Gelenke wie starke X- oder O-Beinstellung wird dieser Mechanismus unterbrochen und es kommt zu einer ungleichmäßigen Belastung der Gelenke. Die Folge sind Knorpelverletzungen.  

Eine mit einem Knorpeldefekt beginnende Verschleißerkrankung kann unbehandelt unter anderem zu einer späteren Arthrose führen. Deshalb muss das hyaline Knorpelgewebe so lange wie möglich erhalten bleiben. Eine effektive Behandlungsmethode, um lokal begrenztes und defektes Knorpelgewebe zu ersetzen und späteren Folgeerkrankungen vorzubeugen, ist derzeit die matrixassoziierte autologe Chondrozytentransplantation (MACT). Bei dieser Methode werden körpereigene Knorpelzellen im Labor gezüchtet und später in die defekte Stelle wieder eingesetzt. Der Vorteil der MACT ist, dass das Transplantat aus körpereigenem Gewebe besteht, bei dem die biomechanischen und chemischen Faktoren erhalten bleiben. 

Ablauf der matrixassoziierten autologen Chondrozytentransplantation (MACT) 

Die MACT verläuft in drei Schritten. Zunächst wird der Patient eingehend untersucht. Der behandelnde Arzt macht sich mittels Röntgen und MRT, CT-Aufnahmen ein Bild über die Ausmaße und Lokalität der Knorpelverletzung. Sollten keine Einwände vorliegen, werden dem Patienten mit Hilfe einer ambulanten Arthroskopie zwei Knorpel-Knochenzylinder aus einem nicht-tragenden Gelenkanteil des Knies entnommen. Diese werden im Labor in vitro („in einem Reagenzglas“) gezüchtet. „Die Prozesse unterliegen hohen Qualitätsstandards und strengen Kriterien der Hygiene sowie des Datenschutzes. Nicht jedes Krankenhaus kann diese aufwendigen Prozesse erfüllen“, so Dr. med. Frank Storl, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Leiter Endoprothetikzentrum Adorf. 

Die Anzucht im Labor dauert etwa vier Wochen. Nach dieser Zeit ist ausreichend Knorpelgewebe vorhanden, um den Defekt aufzufüllen. In einer zweiten Operation wird dem Patienten dann das gezüchtete Transplantat wieder eingesetzt. Die gezüchteten Knorpelzellen wachsen in dem Defektbereich an.  Bei anderen Verfahren ist die gleichmäßige Verteilung nicht garantiert. Je nachdem an welcher Stelle des Knies das Knorpelgewebe wieder aufgefüllt wurde, darf das Knie anschließend nur wenig bewegt und belastet werden. Bis das Gelenk wieder voll einsetzbar ist, dauert es von der ersten OP an ungefähr drei Monate.  

Vorteile der Therapie 

Das aufwendige Verfahren der MACT benötigt etwas Zeit bis das das Knie wieder voll einsatzfähig ist. Der Patient hat dafür eine nahezu vollständige biologische Rekonstruktion seines Knorpelgewebes und eine fast hundertprozentige Ausheilung der Verletzung zu erwarten.

Wer ist für diese Therapie geeignet? 

Die matrixassoziierte autologe Chondrozytentransplantation (MACT) ist eine sehr spezielle Methode für die nur wenige Patienten, die sich am Knie arthroskopisch behandeln lassen müssen, in Frage kommen. Der Knorpelschaden sollte eine Größe zwischen vier bis zehn cm2 nicht überschreiten. Die Patienten dürfen nicht älter als 50 Jahre alt sein. Grund dafür ist, dass zum einen die Zellen altern und damit ihre Regenerations- und Vermehrungsfähigkeit und zum anderen auch das spätere Einheilverhalten nachlässt. Auch ist die Transplantation ist nicht überall im Gelenk durchführbar, sondern nur an der Oberschenkelrolle und der Kniescheibenrückfläche. Der Knorpeldefekt muss vollschichtig und die Gelenkbinnenstrukturen (Kreuzbänder, Menisci) biomechanisch intakt sein. Sollte hier dennoch ein zusätzlicher Defekt vorliegen, muss er vorher oder gleichzeitig behoben werden.  

Entzündliche Gelenkerkrankungen oder Gelenkknorpelschäden mit massiver Degeneration (Arthrose) eignen sich nicht für diese Therapie.