Das Corona-Virus hat Deutschland fest
im Griff. Wie hilft Paracelsus im Vogtland?
Corona-Krise und kein Ende. Hohe
Infektionszahlen und strenge Auflagen der Politik lassen vor allem eins bei den
Bürgern zurück: Unsicherheit. Ist die Versorgung im Krankenhaus wirklich sicher?
Was kann ich tun, wenn ich das Gefühl habe, krank zu werden? Mensch &
Medizin sprach mit Dr. med. Martin Ebert, Chefarzt für Anästhesie, Intensiv-
und Notfall-Medizin an der Paracelsus-Klinik Adorf/Schöneck.
Die Corona-Krise dauert jetzt seit Wochen an. Wann hat sich ihr Haus vorbereitet?
Dr. Martin Ebert: Zunächst
einmal haben wir als Krankenhaus von vornherein sehr hohe Hygienestandards. Das
ist ein absolutes Muss. Diesbezüglich werden wir konzernintern auch schon immer
seitens der Krankenhaushygiene geschult und professionell betreut. Als Anfang
März die ersten Verdachtsfälle von Covid-19 auftraten, haben wir trotzdem sofort
gehandelt und nochmals schärfere Hygiene-Maßnahmen festgelegt. Insbesondere
haben wir das gesamte Personal speziell geschult, was den Umgang mit der
Schutzausrüstung angeht. Und wir haben rechtzeitig vorgesorgt, Kittel, Mundschutz,
Schutzbrillen und Handschuhe in ausreichender Zahl besorgt.
Welche Veränderungen gab es in den Kliniken?
Dr. Martin Ebert: Wir
haben vor allem den Standort Adorf umgerüstet. Dort gibt es jetzt eine eigene
Aufnahmestation für Corona Patienten mit mehr als 30 Betten. Darüber hinaus
haben wir die Kapazitäten der Intensivstation erweitert und können dort jetzt
bis zu 12 Patienten gleichzeitig beatmen. Auch in Schöneck wurden die
Kapazitäten mit einer eigenen Isolierstation ausgebaut. Und auch hier können
wir noch einmal nachlegen, was die Beatmungskapazitäten angeht. Sicher ist
sicher.
Wie wurde die Organisation der Klinik vorbereitet?
Dr. Martin Ebert: Natürlich
erfordert eine Pandemie-Situation auch Anpassungen in der Organisation einer
Klinik. Wir haben eine lange Reihe von Maßnahmen ergriffen, die von der
Anpassung der Dienstpläne über die Optimierung der Wege im Haus bis zur
möglichen Sperrung der Fahrstühle reicht, um Begegnungen zwischen infizierten
und nicht-infizierten Patienten zu vermeiden. Und weil wir – wie alle
Krankenhäuser – die planbaren Operationen im Haus nicht mehr durchführen, haben
wir die personellen Kapazitäten völlig neu organisiert mit klarer Priorität auf
der optimalen Funktion der Intensivstation. Um die zu gewährleisten, hat
übrigens jeder ärztliche Mitarbeiter eine grundlegende Einweisung in die
Beatmungsgeräte bekommen. Und selbstverständlich werden die behördlich
vorgeschriebenen Maßnahmen wie Besuchersperrungen und die Vorgaben des
Robert-Koch-Instituts strikt befolgt. Das alles hat sich schon früh bewährt.
Mitte März hatten wir bereits den ersten Corona Fall in der Klinik und haben
ihn erfolgreich behandelt.
Im Vogtland hat Paracelsus eine eigene Corona-Ambulanz eingerichtet – in der Paracelsus-Klinik Reichenbach. Was ist ihre besondere Aufgabe?
Dr. Martin Ebert: Die
Corona Ambulanz in Reichenbach soll vor allem helfen, die Patientenströme zu
lenken. Nicht jeder, der sich krank fühlt, ist tatsächlich mit dem Corona-Virus
infiziert. Und nicht jeder, der infiziert ist, muss gleich ins Krankenhaus. Wir
brauchen die Behandlungskapazitäten für die schweren Fälle und haben deshalb in
der Ambulanz ein System entwickelt um Patienten einzugruppieren und sie dann je
nach Schwere der Erkrankung weiter zu behandeln. Außerdem wird es noch eine
Corona Ambulanz in Markneukirchen geben.
Wer sollte zur Corona Ambulanz kommen und was wird dort gemacht?
Dr. Martin Ebert: Zunächst
einmal müssen wir klar sagen, dass nicht jeder von sich aus nach Reichenbach
kommen sollte. Es ist wichtig, zuerst Rücksprache mit dem Hausarzt oder dem
Gesundheitsamt zu halten. Nur sie können Patienten zur Corona-Ambulanz
schicken. Wir überprüfen dort zuerst, ob bestimmte Kriterien und Symptome
vorliegen, wie etwa Fieber, trockener Husten, Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Atemnot
oder auch der Aufenthalt in einem Risikogebiet. Dann wird ein Abstrich gemacht,
Fieber gemessen und der Patient, wenn er milde Symptome hat, in der Regel nach
Hause in Quarantäne geschickt. Das gilt solange, bis wir die Ergebnisse des
Tests vorliegen haben, in der Regel ein bis zwei Tage. Aufgrund einer
zunehmenden Testung kann sich das Testergebnis aber auch verzögern,
diesbezüglich bitten wir um Verständnis. Dann wird entschieden, wie weiter
behandelt wird. Nach unserer Erfahrung verläuft die Krankheit recht mild und
weil es bisher keine zugelassene direkte medikamentöse Therapie dagegen gibt, empfehlen
wir unsere Patienten, zu Hause zu bleiben und sie mit einer Behandlung der
Symptome durchzustehen.
Was ist, wenn es mir schon sehr schlecht geht?
Dr. Martin Ebert: Natürlich
nehmen wir Patienten, bei denen schwere Symptome der Erkrankung deutlich zu
erkennen sind, auch sofort auf die Isolierstation auf. Niemand, der ernsthaft
krank ist, wird nach Hause geschickt. Und Patienten mit schwerer Atemnot werden
selbstverständlich mit dem Notarztwagen direkt nach Adorf gefahren. Dabei
schaut sich der Arzt bereits im Rettungswagen den Patienten und die Symptomatik
genau an, um festzulegen, wie weiter vorgegangen wird. Wenn Atemfrequenz und
Sauerstoffsättigung bedrohlich sind, geht es sofort auf die Intensivstation.
Können auch noch Patienten mit anderen Anliegen zu Ihnen kommen?
Dr. Martin Ebert: Ja,
aber der Regelbetrieb unseres Hauses ist derzeit stark eingeschränkt. Das ist
so auch staatlich vorgegeben. Wir operieren nur noch akute Fälle – zum Beispiel
Knochenbrüche oder Leistenbrüche bzw. operativ zu versorgende Leiden, die
keinen Aufschub dulden. Geplante Operationen wie Knie- oder Hüftgelenkersatz
werden im Moment nicht mehr durchgeführt. Wer als regulärer Patient zu uns
kommt, muss auch mit einigen Einschränkungen leben. So wird bei allen Patienten
zunächst Fieber gemessen, Händewaschen und Händedesinfektion ist Pflicht und es
muss Abstand gehalten werden. Das haben wir überall gekennzeichnet. Darüber
hinaus trägt das gesamte Personal Masken und zum Teil auch Schutzkleidung.
Davon sollte sich aber niemand irritieren lassen. Auch wenn wir Abstand halten
müssen, kümmern wir uns doch freundlich um jeden Patienten.
Ihr Rat zum Schluss?
Dr. Martin Ebert: Deutschland ist gut vorbereitet. Wir haben bei Paracelsus gut vorgesorgt. Trotzdem heißt mein Appell: Helfen Sie uns, Engpässe zu vermeiden. Suchen Sie bitte zuerst Ihren Hausarzt auf. Er kann entscheiden, wie es weitergeht. Und darüber hinaus wünsche ich uns allen, dass wir gesund bleiben.