14. November 2022 

Osteopathie – Aktiv mobilisieren

An der Paracelsus Klinik am Schillergarten Bad Elster kommen auch alternative Behandlungsmethoden zum Einsatz

Moderne Rehabilitations-Maßnahmen sind aktiv ausgerichtet, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Neben den bekannten schulmedizinischen Verfahren gibt es weitere Möglichkeiten wie die Osteopathie, um einen positiven Gesundheitseffekt zu erzielen.

Der Chefarzt der Abteilung Orthopädie der Paracelsus Klinik am Schillergarten Bad Elster, Dr. med. Uwe Willmann, Facharzt für Orthopädie, Sportmedizin, Naturheilverfahren, Chirotherapie, Schwerpunkt Osteopathie, Physikalische Therapie, Sozialmedizin erklärt, was man unter Osteopathie versteht und wann diese eingesetzt werden kann.

Was versteht man unter Osteopathie?

Der Begriff Osteopathie setzt sich aus den griechischen Worten ostéon-Knochen und páthos-Leiden zusammen. Die Osteopathie ist eine ganzheitliche manuelle Heilmethode, die mit bloßen Händen des Behandlers ausgeführt wird. Im deutschsprachigen Raum versteht man darunter verschiedene Formen der Diagnosestellung und Therapie reversibler (umkehrbarer) Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates. Der Ursprung der Osteopathie liegt in den USA. Dort gibt es „gleichberechtigt“ den Doktor für Osteopathie (DO) und den für Medizin (MD).
In der Paracelsus Klinik am Schillergarten werden osteopathische Techniken als „Ausbaustufe der Manual-Therapie“ zielgerichtet, professionalisiert und breit gefächert seit gut 20 Jahren angewandt.

Ist diese Form der manuellen Behandlung nur therapeutisch nutzbar?

Die Osteopathie bietet vor allem sehr differenzierte manuelle Techniken zur Untersuchung der einzelnen Gewebeschichten. So können Strukturschäden z.B. des Gelenkes von Funktionsstörungen der umgebenden Muskulatur unterschieden werden. Insbesondere dadurch lässt sich dann ein sehr differenziertes vorwiegend aktives Therapieprogramm für die Patienten erstellen.

Unterschiedliche Techniken

Die Osteopathie unterscheidet im Wesentlichen drei Bereiche. Die parietale Osteopathie umfasst Bindegewebe, Muskulatur und Gelenke und die viszerale Osteopathie die Behandlung innerer Organe und deren bindegewebiger Aufhängungen. Ein Spezialgebiet stellt die Craniosacrale Therapie dar, die sich dem „System“ Kopf (Cranium)- Rückenmarksraum-Kreuzbein (Sacrum) widmet. Schwerpunkt in der orthopädischen Abteilung ist die Behandlung der Muskel-, Bindegewebs- und Gelenkstrukturen sowie des craniosacralen Systems.

Eignet sich Osteopathie für operierte Patienten?

Da Patienten nach künstlichem Gelenkersatz vorher meist länger mit Arthrose bedingten Einschränkungen fertigwerden mussten, haben sich bei ihnen ausgeprägte muskuläre Fehlhaltungen und Verkürzungen mit Ausweichbewegungen auch im Bereich der übrigen Gelenke und Wirbelsäule entwickelt. Gerade hier bietet sich die Osteopathie zur differenzierten Eingangs-Diagnostik und auch als Therapieoption an.

Diagnose und Behandlung muskulärer Ungleichgewichte an Gelenken und Wirbelsäule.

Bei meist langwierigen Entstehungsprozessen sind immer mehrere Gewebeschichten betroffen. Durch die subtile osteopathische Untersuchung von Haut, Unterhaut und Muskelstruktur kann man präzise auf die Muskelspannung und den Längenzustand schließen und zusätzlich mit speziellen Funktionstests die Verkürzung oder Abschwächung graduell nachweisen.

Osteopathische Behandlung am Gelenk

Behandlungen am Gelenk werden z.B. mit sogenannten LAS-Techniken (Ligamentous Articular Strain) durchgeführt. Hierbei werden die Gelenkpartner und die Gelenkkapsel spannungsfrei positioniert und damit auch eine Entspannung der umgebenden Muskel-/ Bandstrukturen gewährleistet, so dass hierdurch das Mobilitätsmaß des Gelenkes verbessert wird. Eine elegante Methode, einen Muskel zur Entspannung zu bringen, ist die sogenannte Myofaszial-Technik. Dabei wird in entsprechender Druck-/ Schub-Richtung durch den Osteopathen eine Entspannung der Muskelgleithülle (Myofaszie) herbeigeführt, wodurch dann auch der darunter liegende Muskel entsprechend relaxiert.

Schonende Technik an der Wirbelsäule

Dies ist die eigentliche Domäne der Osteopathie. Wir „renken“ nahezu kein Gelenk mehr ein, sondern nutzen hierzu bestimmte Techniken wie z. B. PIR (Postisometrische Relaxation) oder reziproke Inhibition, indem wir die an der Blockierung beteiligten Muskeln entweder gezielt hemmen oder auch durch den Patienten aktivieren lassen und somit die Gelenkblockade auch durch Einleitung einer Autoregulation wieder lösen. Der große Vorteil liegt darin, dass es fast nie Rezidive – also Rückfälle – der Blockierung gibt. Falls doch, werden die Patienten angeleitet, diese Technik auch eigenständig anzuwenden.

Besonderheit craniosacrale Technik.

Cranial-Techniken können u. a. durch Mikro-Mobilisierung einzelner Schädelknochen z. B. bei ausgewählten Tinnitus-Patienten eine gute Behandlungsoption darstellen. Auch hier werden die Patienten in speziellen Eigenübungen angeleitet, so dass sie das Therapie-Programm gut fortsetzen können. Die sogenannte Craniosacral-Therapie beurteilt und behandelt die knöchernen, membranen und „flüssigen“ Strukturen des Schädels, des Rückenmarks und des Kreuzbeins. Ziel der craniosacralen Technik ist die Harmonisierung von Fluss und Rhythmus der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit. Dies versucht der Osteopath durch spezielle Techniken zu erreichen und kann damit z.B. bei Migräne-Patienten oftmals sehr positive Effekte erzielen.

Ist diese Therapieform für alle Patienten geeignet?

Die craniosacrale Therapie wird bei ausgewählten Krankheitsbildern und spezifischer Befundkonstellation ergänzend zu manualtherapeutischen Verfahren angewandt.